In dem Interview mit Felix Wassermann stehen neue Kriege, asymmetrische Kriegführung und der Umgang mit diesen Phänomenen in der Wissenschaft im Mittelpunkt. Gleichzeitig werden die Konsequenzen innerhalb der Gesellschaft dieser Krieg- und Konfliktentwicklung thematisiert, ohne dabei die Frage nach einer neuen Definition des Friedens aus dem Blick zu verlieren.
In der Philosophie wird der Krieg seit Anbeginn thematisiert und so existiert eine Vielzahl von Theorien, die den Krieg beurteilen, einordnen und kategorisieren. Wie diese gestaltet sind und welche Debatten, auch auf moralischer Ebene, sich hier entwickeln, legt die Philosophin Nadia Mazouz eindrücklich dar. In diesem Zuge verdeutlicht sie die Herausforderungen jener Theorien in Anbetracht neuer Kriegspraktiken.
Der Beitrag von Bastian Mokosch widmet sich einer Gegenüberstellung der theoretischen Konzeptionen radikaler Demokratie bei Michael Hirsch auf der einen und Chantal Mouffe und Ernesto Laclau auf der anderen Seite. Für die Suche nach Ideen für eine Demokratisierung zeitgenössischer Demokratien empfiehlt er eher eine Orientierung an Hirschs „radikaldemokratischem Rechtsformalismus“ als an Mouffes und Laclaus Theorie der agonalen Demokratie.
Dieter Langewiesche geht in seinem Beitrag dem europäischen Sonderweg des gehegten Krieges auf den Grund. Aus der Erfahrung der napoleonischen Ära hervorgehend habe dieser bis zum Ersten Weltkrieg als Maßstab gedient, an dem man zwar innereuropäische, nicht aber die außereuropäischen Kriege jener Zeit maß. Als völkerrechtliches Erbe halte er heute den Glauben aufrecht, der enthegte Krieg sei ein koloniales Produkt – und nicht, wie in Wahrheit, ein globales und historisch weit zurückreichendes Phänomen.
In seinem Beitrag diskutiert Thomas Klingebiel die strategischen und technischen Innovationen in der Kriegsführung, die der Siebenjährige Krieg (1756–63) mit sich gebracht hat. Der Krieg begann als klassischer Kabinettskrieg, nahm aber während seines Verlaufs immer mehr die Züge eines modernen Krieges an, der die gesamte Bevölkerung mobilisierte – eine Entwicklung, die später, während der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege, noch forciert werden sollte. In den kriegführenden Staaten kam es auch zu einem gesellschaftlichen Bewusstseinswandel: Nicht zuletzt aufgrund der immensen Kriegsschulden wurden sowohl im Bürgertum als auch in der Bauernschaft Forderungen nach politischen Reformen laut. Der Siebenjährige Krieg kann daher als eine globale politische Zäsur charakterisiert werden.
In seinem Beitrag über die Friedenskonferenz von 1919 richtet Jörn Leonhard einen Blick auf die besonderen Umstände, die eine souveräne Entscheidung der damaligen Verhandlungspartner erschwerten. Unter überhöhten Erwartungen einer globalen Konferenzöffentlichkeit fanden eine Emotionalisierung von Politik und eine Symbolisierung von Schuld statt, die bei fehlender Kommunikation zwischen Siegern und Besiegten eine Dynamik sich verhärtender Selbst- und Fremdbilder in Gang setzten. Ein daraus hervorgehender Friedensvertrag kann laut Leonhard lediglich als formaler Kriegsabschluss sowie als Beginn eines komplizierten Friedensprozesses gesehen werden.
Die Auseinandersetzung, Reflexion und Aufarbeitung des Bürgerkriegs, des franquistischen Unrechtsregimes und der Übergang von der Diktatur zur Demokratie nahmen in Spanien erst spät ihre Anfänge. Wie das Land, seine Politik und Gesellschaft damit umgehen, mit der moralischen und juristischen Aufarbeitung von vergangenem staatlichen Unrechtshandeln, Wiedergutmachung, Entschädigung und Entschuldigung, zeigt der Beitrag von Walther L. Bernecker.
Wie ein Damoklesschwert hängt der Brexit über Großbritannien und Nordirland. Der hart erarbeitete Frieden in der Region scheint brüchiger denn je und alte Konfliktlinien drohen aufzubrechen. Thomas Noetzel legt in seinem Beitrag die Entwicklung zum heutigen Status quo dar und verdeutlicht die Folgen einer erneuten Konflikteskalation.
Felix Spremberg spürt den Ursachen der schleichenden Abkehr Japans vom Pazifismus nach. Es sind eine fehlende Aufarbeitung der eigenen Geschichte, die strukturelle Schwäche der Linken und reaktionäre Interessengruppen und deren Verbindungen zur langjährigen liberaldemokratischen Regierungspartei, die er dabei ins Visier nimmt.
Der Historiker und Soziologe Moshe Zuckermann widmet sich in seinem Beitrag der Rolle der Armee in Israel. Dabei geht er sowohl auf deren gesellschaftliche Verankerung als auch auf deren Geschichte ein. Zuckermann blickt dabei exemplarisch auf ein Projekt, das Ender der 1990er Jahre initiiert wurde, um die enge Verbindung von Gesellschaft und Armee zu analysieren.
Wie gelingt der Übergang von einer Diktatur oder einem Bürgerkrieg zur Demokratie und zu nachhaltigem Frieden? Ist die Herstellung von Gerechtigkeit in Anbetracht von Kriegsverbrechen überhaupt möglich? Diesen und weiteren Fragen widmen sich Kristine Avram und Alexandra Engelsdorfer in ihrem Beitrag: Sie analysieren dabei exemplarische Faktoren und Konzepte, die den Übergang von einer Diktatur zu einer Demokratie beeinflussen und strukturieren.
Sarah Brockmeier und Philipp Rotmann beklagen in ihrem Beitrag, dass die deutsche Bundesregierung derzeit zu wenig unternehme, um ihre Strategiefähigkeit bei der Eindämmung von Kriegen und Konflikten weiterzuentwickeln. Auf die von Bundeskanzlerin Merkel, dem ehemaligen Bundespräsidenten Gauck und anderen Spitzenpolitikern formulierte Maxime, Deutschland müsse international »mehr Verantwortung« übernehmen, seien zu wenige konkrete Handlungen gefolgt. Brockmeier und Rotmann nennen beispielhaft drei Bereiche, in denen die Bundesregierung künftig konkrete Maßnahmen ergreifen sollte, um das Fundament einer aktiveren Außenpolitik zu legen: Bürokratische Standardabläufe müssten hinterfragt und strategische Ziele offener diskutiert werden; die Konfliktprävention müsste verstärkt und Kriegsverbrecher sollten konsequenter verfolgt werden. Nur eine Belebung der Diplomatie, so das Fazit, vermöge die derzeit blockierte Außen- und Sicherheitspolitik in Bezug auf Kriege und Konflikte zu überwinden.
Über Politik, Krankheit und Religion sollte man niemals in der Gesellschaft reden – so eine althergebrachte Benimmregel. Wer dagegen verstößt, dem droht Gegenwind. Wie dieser im Falle einer Thematisierung von Religion und Politik im Zusammenspiel aussehen kann, verdeutlicht der Politikwissenschaftler und Publizist Andreas Püttman in seinem Beitrag.
Die Schweiz gilt sowohl wirtschaftlich als auch politisch als ein stabiles Land, die Bevölkerung steht hinter ihrer Demokratie. Das Konkordanzsystem scheint für die Schweiz wunderbar zu funktionieren – doch eignet sich dieses politische System auch für die EU? Dieser Frage geht der ehemalige Vorsitzende der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Vorstandsmitglied von Mehr Demokratie e.V. und freier Autor Karl-Martin Hentschel in seinem Beitrag nach und analysiert dabei, ob es sich um eine Utopie oder reale Möglichkeit handelt.
Ist der Puritanismus zurück? Was ist unter ihm zu verstehen und hat er eine neue Form? Die Publizistin Andrea Roedig geht in ihrem Beitrag zu den Ursprüngen des Puritanismus, setzt diesen in einen historischen Kontext und zeichnet seine Entwicklungslinien bis zur heutigen Zeit nach. Dabei fragt sie auch nach Gründen der Ablehnung des Puritanismus und verweist auf seinen Reiz.