Im Interview präsentiert sich der Literaturwissenschaftler und Filmkritiker Wolfgang M. Schmitt als Profiteur und Kritiker des digitalen Wandels. Er spricht über intellektuelle Inhalte in digitalen sozialen Medien zwischen Hoch- und Popkultur, Erfolg und Einfluss von Social-Media-Akteuren und weist auf die Gefahren des digitalen Kapitalismus hin.
Die Digitalisierung hat die politische Öffentlichkeit verändert: Fragmentierung, Informationsüberfluss und die Entstehung von Echokammern sind Trends, die in der öffentlichen Wahrnehmung durch das Internet verstärkt wurden. Andreas Antić zeigt, dass John Deweys Verständnis politischer Öffentlichkeit als kooperative Untersuchungsprozesse, die auf die Analyse und Lösung gesellschaftlicher Probleme ausgerichtet sind, geeignet sein kann, um jenseits von übertriebenem Pessismismus und falschen Erwartungen die Potentiale digitialer Öffentlichkeiten zu bewerten.
Wie verändern schier unbegrenzte Möglichkeiten des Speicherns, Abrufens und Teilens digitaler Informationen, das Medium Internet und dessen soziale Netzwerke unser individuelles wie auch institutionalisiertes kollektives Erinnern? Lösen virtuelle Räume die konkreten, physisch greifbaren Örtlichkeiten als Orte des Erinnerns ab? Welche Rolle kommt Experten im digitialen Wandel des Erinnerns zu? Diesen und anderen Fragen widmen sich Stefan Haas und Christian Wachter in ihrem Beitrag.
Wie wandelt sich der Verantwortungsbegriff in Zeiten von Automatisierung, Digitalisierung und Industrie 4.0? Wer ist verantwortlich – Programmierer, Unternehmen, Individuen oder Kollektive? Vor welche Herausforderungen stellt dies eine Gesellschaft? Diesen Fragen spürt die Philosophin Janina Loh nach und offeriert ein neues Verständnis von Verantwortung.
Sebastian Sevignani widmet sich in seinem Aufsatz zu Informationeller Selbstbestimmung im digitalen Kapitalismus dem schwer aufzulösenden Widerspruch zwischen dem Bedürfnis nach informationeller Selbstbestimmung auf der einen Seite und dem tatsächlichen, möglichen Handeln der TeilnehmerInnen in der Informationsökonomie andererseits. Aber dass und wie dieser Widerspruch dennoch auflösbar sein könnte, auch hierauf liefert Sebastian Sevignani eine Antwort.
Die Autor*innen fragen in ihrem Beitrag danach, ob extremistischer Propaganda im Internet wirklich eine so zentrale Rolle bei Radikalisierungsprozessen zukommt wie in der bisherigen Forschung angenommen wird. Anhand ausgewählter Biografien von Täter*innen terroristisch motivierter Anschläge von den Jahren 2001 bis 2016 prüfen die Autor*innen, welcher Stellenwert einerseits extremistischer Propaganda im Internet und andererseits der psychischen Verfassung der Täter*innen für Radikalisierungsprozesse sowie gewaltbereitem Extremismus zugeschrieben werden kann.
Warum Medienbildung, das Lernen mit und über Medien aufgrund der Omnipräsenz von digitalen Medien und deren Einfluss auf Lernerfahrungen eine Herausforderung ist und wie diese gemeistert werden kann, zu Herausforderungen und Chancen von Leben und Lehren mit digitalen Medien, hierzu liefern Bardo Herzig und Alexander Martin wichtige Denkanstöße und Handlungsempfehlungen.
Angesichts enttäuschter Erwartungen an deliberative Potenziale des Internets appelliert Schmitz an einen nüchternen Realismus in der Beurteilung von Wechselwirkungen zwischen sozialmedialem Diskurs und dem Zustand der Demokratie.
Jöran Klatt erzählt, wie eine Privatsache subkulturelle Befindlichkeiten offenlegte und in eine medial geführte Debatte rund um Feminismus in der Gaming-Szene und Kommunikation im sozialen Netz mündete.
Auch für Städte bedeutet das digitale Zeitalter einen Wandel und stellt diese in ihrer Konzeption vor neue Aufgaben. Der Journalist Michael Kulmus begibt sich in dieser Inspektion nach Darmstadt und erlebt dort, wie die hessische Stadt diesen Wandel plant, gestaltet, neue Konzepte ausprobiert und was dies für Zukunft ihrer Bürger bedeutet.
Die Maidan-Proteste und anschließenden Parlamentswahlen in der Ukraine im Jahr 2014 haben anfangs große Hoffnungen auf eine politische Erneuerung des Landes geweckt. In ihren Beitrag zeigt Oleksandra Iwaniuk jedoch, dass Korruption und unlautere Abstimmungsmethoden in der Werchowna Rada, dem ukrainischen Parlament, noch immer weit verbreitet sind. Gestützt auf ethnographische Beobachtungen und Interviews mit Abgeordneten, die auf der Grundlage von Pierre Bourdieus Praxistheorie interpretiert wurden, argumentiert Iwaniuk, dass die Arbeit in der Rada stark von informellen Praktiken geprägt ist, die "oligarchische" Strukturen begünstigen, welche gegen Veränderung weitgehend immun sind.
Der Autor Orhan Esen zeichnet nach, wie politische Entwicklungen in der Türkei die städtische Planung und Architektur der Bosporus-Metropole Istanbul beeinflussen. So ist der politische Wandel auch in ihrem Erscheinungsbild erkennbar. Was dies für den Sozialraum und die Bewohner impliziert, wird beispielhaft am Taksim-Platz und weiteren Prestigeprojekten verdeutlicht.
Angesichts enttäuschter Erwartungen an deliberative Effekte des Internets appelliert Schmitz an einen nüchternen Realismus in der Beurteilung von Wechselwirkungen zwischen sozialmedialem Diskurs und dem Zustand der Demokratie.