Stilbruch als Stilmittel Über die Veränderung demokratischer Diskurskultur

Von Christopher Schmitz

Die Gesellschaft der Bundesrepublik liegt im Widerstreit. Es werden in der politischen Debatte wieder grundsätzliche Auseinandersetzungen geführt und einander nicht in Einklang zu bringende Haltungen und Meinungen ausgetauscht. Erwähnenswert ist dies, da weite Teile der Feuilletons und Wissenschaft – im Schatten der Regierungszeit von Angela Merkel und drei großen Koalitionen innerhalb von vier Legislaturperioden – zuvor vor allem die Abwesenheit des Streits, der Auseinandersetzungen sowie klarer und distinkter politischer Alternativen monierten.[1] Den Beginn dieser Polarisierung zu bestimmen, ist im Nachhinein gar nicht so einfach: Einerseits spricht vieles dafür, den Beginn dieser Entwicklung auf die Jahre 2014 und 2015 zu datieren. Zwischen der Emergenz von Pegida auf den analogen und digitalen politischen Bühnen auf der einen Seite und der Aussetzung der Dublin-Verordnung auf der anderen Seite. Ebenso zulässig wäre die Datierung auf 2013, das Gründungsjahr der AfD, oder auf das Jahr 2010 mit der Publikation von Thilo Sarrarzins Buch »Deutschland schafft sich ab«. Beide Ereignisse haben die Art und Weise, wie in der Bundesrepublik Deutschland über Politik gesprochen wird, vermutlich nachhaltig, zumindest jedoch unmittelbar, verändert. Somit haben beide Ereignisse den Diskurs in seiner Schärfe befeuert und eine der Alternativlosigkeit bezichtigte politische Sphäre entlang von klar identifizierbaren Meinungspolen neu aufgeladen. […]

[1] Vgl. Danny Michelsen, Franz Walter, Unpolitische Demokratie. Zur Krise der Repräsentation, Berlin 2013, S. 10 f.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. -201 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 201