Im Gespräch mit INDES berichtet Wolfgang Krieger über die Geschichte der Geheimdienste, seine eigene Forschung über den Bundesnachrichtendienst und die Probleme, die sich in diesem Feld stellen. Dabei geht er nicht nur auf Herausforderungen der Geheimdienstforschung sowie ethische und rechtliche Aspekte geheimdienstlicher Arbeit ein, sondern weist auch auf weitere Probleme hin, die sich im Spannungsfeld von Sicherheit und Überwachung stellen, dabei aber nur wenig Aufmerksamkeit erhalten.
Daniela Münkel spricht im Interview über die Rolle des MfS in der Wendezeit. Thema sind auch die Stellung des MfS und seiner Führung im Machtgefüge der DDR, das Stasi-Berichtswesen und dessen Quellenwert sowie der Vergleich des MfS mit dem BND.
Immanuel Baumann wirft in seinem Beitrag einen genaueren Blick auf die Karriere Paul Dickkopfs, der nicht nur für drei Geheimdienste – NS-Deutschlands, der Schweiz und der USA – tätig gewesen ist. Auch wusste er ebenjene Tätigkeiten und Kontakte für eigene Zwecke zu nutzen, gründete mithilfe der CIA das Bundeskriminalamt, prägte per Position verharmlosende Narrative seiner eigenen NS-Vergangenheit und konnte nicht zuletzt entsprechenden Einfluss auf die Personalpolitik des BKA nehmen.
Rolf Goessner unterzieht die bundesdeutsche Institution des Verfassungsschutzes einer fundamentalen Kritik. Am Beispiel des NSU-Skandales macht er deutlich, wie es zu einer Symbiose von Verfassungsschützern und -feinden kommen konnte. Am Ende stehen Vorschläge für eine Reform des Inlandsgeheimdienstes.
Sina Arnold und Olaf Kistenmacher rekapitulieren die journalistisch und belletristisch vielfach rezipierte Geschichte des amerikanisch-jüdisch-kommunistischen Ehepaars Ethel und Julius Rosenberg, das auf einem ersten Höhepunkt des Kalten Krieges Anfang der 1950er Jahre während der McCarthy-Ära in den USA wegen Atomspionage für die Sowjetunion zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, wobei sie u.a. noch einmal hinweisen auf die oft wenig bekannte antisemitische Dimension der Prozessrezeption in der amerikanischen Öffentlichkeit und nicht zuletzt fragen, warum die politische Linke in Deutschland gegenwärtig kaum eine Erinnerung an dieses Ereignis zu haben scheint.
In seinem Beitrag nimmt Nils Zurawski eine Typisierung von Überwachungstechniken vor, derer sich Geheimdienste - aber nicht nur diese - bedienen. Sein besonderes Augenmerk gilt dann der digitalen Überwachung und den Facetten ihrer wirklichkeitskonstruierenden Wirksamkeit.
Matthias Schulze und Daniel Voelsen widmen sich in ihrem Beitrag zwei konkurrierenden Sicherheitskulturen im Kontext von Verschlüsselung. Dabei machen sie auch deutlich, dass der Konflikt um Verschlüsselung und die Möglichkeit von Hintertürzugriffen durch staatliche Institutionen über den Konflikt zwischen nationaler Sicherheit und Sicherheit im Digitalen hinausgeht – was sich insbesondere im Zusammenhang von Debatten um das neue 5G-Netz zeigt.
Gabriele Koenig arbeitet anhand der Viten dreier berühmter Spioninnen die speziellen Konfigurationen weiblicher Wege in die bzw. in der Geheimdienstwelt nach, fragt nach charakterlichen Voraussetzungen, entscheidenden Zufällen, Motiven, Praktiken und postoperativen Schicksalen.
Philip Larsen problematisiert die Rolle von Fakten und das rezente Phänomen des "Faktenchecks" im politischen Diskurs. Entgegen der hohen Erwartungen, die mit einer derartigen Entlarvung von "Fakes" verbunden ist, nimmt er eine kritische Position ein.
Isabelle-Christine Panreck fragt sich vor dem Hintergrund ihrer Erläuterung der politisch aufgewühlten Umstände an der Universität Tübingen in den Jahren 1968/69, warum ausgerechnet der junge reformorientierte sozialdemokratische Politikwissenschafts-Ordinarius Klaus von Beyme, nur knapp eine Generation älter als die protestierenden Studenten, von ihnen so heftig attackiert wurde.