Von Kundschaftern und Drohnen Geheimdienste und ihre Strategien im Wandel der Zeit
Spionage ist ein sehr altes Geschäft. Seit der Antike lassen Herrscher nicht nur Informationen sammeln, sondern nutzen Spione auch für aktive Maßnahmen, um ihre Ziele zu erreichen. Mehr als einmal veränderten sie damit den Lauf der Geschichte. Doch es war ein langer Weg von den ersten Kundschaftern der antiken Großreiche bis zu den Geheimdiensten der Gegenwart.[1]
Die antiken Anfänge der Spionage: Augen und Ohren überall
Über das System wachten unter der Herrschaft von Pharao Ramses II. (1279–1213 v. Chr.) die »Augen und Ohren des Pharaos«, ein enger Zirkel hoher Beamter, die niedere Beamte und die Boten kontrollierten. Auch über die Regierungszeit des persischen Königs Kyros II. (559–530 v. Chr.) berichten Quellen von zahlreichen »Augen und Ohren«, die er für wertvolle Informationen reich belohnte.[2] Ähnliche Netzwerke gab es in allen frühen Großreichen; das Bewusstsein für die Vorteile eines funktionierenden Nachrichtenwesens war bereits früh ausgeprägt.
Neben diesen zivilen Informationsnetzwerken finden sich auch im militärischen Bereich frühe Hinweise zum Einsatz geheimdienstlicher Mittel. Mit gezielten Fehlinformationen durch angebliche Überläufer wäre es den Gegnern von Ramses II. vor der Schlacht von Kadesh (1275 v. Chr.) beinahe gelungen, diesen in eine Falle zu locken. Erst durch die Befragung zweier gefangener Spione erfuhr Ramses II. von dem Hinterhalt.[3] Diese und andere Berichte verweisen auch auf die Gefahren der Branche: Die Befragung der Spione durch Ramses II. wurde sicherlich unter Folter durchgeführt. Solche Methoden der Wahrheitsfindung und weitere wenig zimperliche Taktiken des Geheimschutzes finden sich immer wieder in der Spionagegeschichte. Ein Brief des ägyptischen Generals Paianch aus dem Jahr 1080 v. Chr. berichtet vom Geheimnisverrat zweier Polizisten[4] – er weist an, die beiden ohne Aufsehen zu töten und verschwinden zu lassen.[...]
Anmerkungen
[2] Vgl. Krieger, Geschichte, S. 21 ff.
[3] Vgl. John A. Wilson, The Texts of the Battle of Kadesh, in: The American Journal of Semitic Languages and Literatures, Jg. 34 (1927), H. 4, S. 266–287.
[4] Das Dokument findet sich unter Ident.Nr. P 10488 in der Sammlung des Ägyptischen Museums und der Papyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin.
Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 4-2019 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2019