Frauensache – streng geheim In Krisenzeiten rücken Spioninnen in den Fokus des öffentlichen Interesses
Niemand kann sich dem Sog der Spioninnen entziehen. Das Wort allein stimuliert die Phantasie: mit Geheimnis und Gefahr verbundene Frauen, umgeben von einer Aura der Erotik. Doch wie haben Spioninnen, wie die Agentinnen feindlicher Geheimdienste meist eher pejorativ bezeichnet werden, und Agentinnen, wie man die eigenen Spioninnen nennt, wirklich gearbeitet? Was hat sie angetrieben? Wofür haben sie ihr Leben aufs Spiel gesetzt?
Seit der Jahrtausendwende beschäftigen sich Journalisten und Historiker intensiver mit dem Thema. Zum einen haben etliche der früheren Spioninnen im hohen Alter ihr Schweigen gebrochen. Zum anderen geben die Behörden endlich Akten frei, die die Erzählungen der Frauen belegen und ihr Wirken in größere militärische und politische Zusammenhänge stellen.
Eine Vielzahl von Biographien ist erschienen, eine systematische Untersuchung der Rolle von Spioninnen steht allerdings noch aus. An dieser Stelle können deshalb nur Thesen entwickelt werden, die u. a. auf die Frage eingehen, welche Eigenschaften Spioninnen mitbringen müssen, welche Rolle die Erwartungen der Gesellschaft spielen und wie sich Frauen im Einsatz bewähren.
Beispielhaft wird der Lebensweg von Virginia Hall geschildert, der vermutlich erfolgreichsten Agentin des Zweiten Weltkriegs. Die Amerikanerin stand in zwei Einsätzen hinter feindlichen Linien in Frankreich, wo sie Widerstandsringe aufbaute, Waffenlieferungen dirigierte und Sabotage-Akte leitete. Hoch dekoriert wurde sie 1948 eine der ersten Frauen bei der CIA. (Ein Aperçu am Rande: Seit 2018 leitet erstmals eine Frau, Gina Haspel, den US-amerikanischen Geheimdienst.)
Entlang der Karriere von Virginia Hall vervollständigen kurze Porträts weiterer Spioninnen aus den vergangenen zwei Jahrhunderten das Bild.[...]
Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 4-2019 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2019