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Editorial

Schwerpunkt

Open-Access

Felix Stalder

Autonomie und Kooperation Der Traum des Internets

Anhand des ambivalenten Begriffspaares „Autonomie“ und „Kooperation“ nähert sich Felix Stalder zentralen Fragen der Zukunft des Internets und entwickelt so utopische und dystopische Elemente eines „Traums des Internet“ - dessen Gestalt sich zwar beschreiben lässt, dessen Zukunft aber weitgehend offen scheint.

Stine Marg  /  Franz Walter

I + E = Lw Meritokratie als Alltagsutopie der neuen Mitte

Franz Walter und Stine Marg nähern sich unter dem Titel „I + E = LW“ der Meritokratie als Alltagsutopie in Politik und neu-mittiger Gesellschaft. Unter Verweis auf Michael Youngs Satire „The Rice of the Meritocracy“ diskutieren Marg und Walter Narrative, programmatische Bezugnahmen und zugleich auch Schattenseiten und Abgründe des allgegenwärtigen meritokratischen Leistungs- und Chancenprinzips.

Jens Gmeiner

Der Verfall des »Volksheims« Schwedens sprachlose Sozialdemokratie im visionären Vakuum

Jens Gmeiner unterzieht das Idealbild des schwedischen „Volksheimes“ als „Symbiose von Land und Sozialdemokratie“ einer kritischen Revision und verbindet die Kritik an der zeitgenössischen utopischen Leere (nicht nur) der schwedischen Sozialdemokratie mit dem Appell, sich wieder der Utopie des schwedischen „Volksheimes“ der 1930er Jahre zu nähern – als Ausgangspunkt eines diskursiven, sprachlichen und inhaltlichen Kampfes um die Deutungshoheit sozialer Wirklichkeit.

Franz Walter

Bohemien, Tribun und Organisator der sozialistischen Utopie Aus dem exzentrischen Leben des Ferdinand Lassalle

2014 jährt sich der Todestag von Ferdinand Lassalle zum 150. Mal; mit ihm, dem einstigen Anführer des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, begann einst die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei. Franz Walter zeichnet das private und politische Bild des Hedonisten und Individualisten nach, der stets die Bewunderung der Frauen auf sich zog und als präsidialer Charismatiker entschlossen die zentrale Richtung für die Arbeiter vorgab.

Friederike Müller-Friemauth

Von der Vermarktung des Glücks Die Zunft der Zukunftsdeuter

Die Zukunftsforschung, welche neuerdings wieder eine Rolle an deutschen Wissenschaftsinstitutionen spielt, steht bislang nicht im Fokus der massenmedialen Öffentlichkeit. Doch was vermittelt sie? Sie vermittelt das Vorgehen, Entscheidungen unter Unsicherheit und in komplexen Umwelten zu prüfen, praktikable Wege zu suchen und Eventualitäten systematisch mit einzukalkulieren: eine mentale Beweglichkeit, die sich auch die Wirtschaftspolitik zunutze machen könnte.

Joseph Vogl

»Man interpretiert die Welt, um die Welt dann der Interpretation ähnlich zu machen« Zur Utopie des Marktes

Das Interview mit dem Autor und Professor für Literatur- und Kulturgeschichte Joseph Vogl kreist vor dem Hintergrund der Finanzkrise und deren Irrtümer um das Thema der Utopie des Marktes. Dabei beantwortet Vogl unter Bezugnahme auf sein Buch „Das Gespenst des Kapitals“ Fragen zum aktuellen wirtschaftswissenschaftlichen Denken, zur Gesellschaft in der Marktkrise und den Ewigkeitsversprechungen des Marktes.

Bettina Munimus

Wie walten die Alten? Zukunftsvisionen einer ergrauenden Gesellschaft

Die sogenannte »Rentner-Demokratie«, in der die wenigen Jüngeren die Last der großen Zahl der Älteren tragen müssen, ist eine seit der Jahrtausendwende populäre Dystopie, die Gegenstand verschiedener Wissenschaftsdisziplinen ist. Die Politikwissenschaftlerin Bettina Munimus nimmt neue Erkenntnisse der Persönlichkeitsforschung auf und überträgt diese auf das politische und zivilgesellschaftliche Engagement von Jüngeren und Älteren in einer alternden Gesellschaft.

Perspektiven

Klaus Funken

Vom Elend, eine Partei zu reformieren Der Irrweg der Frauenquote

Oft werden Frauenquoten von Parteireformern als Instrument zur Steigerung des weiblichen Mitgliederanteils in Erwägung gezogen. In der SPD wurde zum ersten Mal 1988 eine verbindliche Quote für alle Gremien der Partei eingeführt – ein folgenschwerer Fehler, so der Befund von Klaus Funken. Die Quote verletze nicht nur das Demokratieprinzip und das Diskriminierungsverbot des Grundgesetzes; sie habe auch – entgegen der ursprünglichen Intention der Parteiführung – zu einer weiteren Ausdünnung der Mitgliederbasis beigetragen.

Philipp Kufferath

Ohne methodisches Netz und doppelten theoretischen Boden C. Wright Mills’ Kritik der soziologischen Denkweise

C. Wright Mills, ein enfant terrible der US-amerikanischen Nachkriegssoziologie und eine Ikone der Neuen Linken, verübte mit seinem 1959 erschienenen Buch »The Sociological Imagination« einen Fundamentalangriff gegen eine Reihe dominanter sozialwissenschaftlicher Paradigmen, insbesondere gegen die Systemtheorie von Talcott Parsons und den methodischen Dogmatismus der quantitativen Sozialforschung. In seiner Neulektüre stellt Philipp Kufferath fest, dass Mills’ Buch auch heute noch als ein emphatisches Plädoyer für einen kreativen Theorien- und Methodenpluralismus gelesen werden kann.

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