Jens Gmeiner
Jens Gmeiner, geb. 1984, ist Politologe und Skandinavist. Er forscht zur Kultur und Politik Skandinaviens und schreibt seine Dissertation über die Wandlungsprozesse der schwedischen Konservativen.
Beiträge
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INDES H. 1-2017
Parallelgesellschaften und Religion Katalysatoren oder Hemmnisse der Integration?
Was ist von Herausbildung von Parallelgesellschaften im Hinblick auf gesellschaftliche Integration zu halten, fragen die Autoren und blicken dafür zunächst auf die Integrationsgeschichte der Hugenotten sowie der »Ruhrpolen« in Deutschland. Dabei unterstreichen sie u.a. die Bedeutung der Priester als führende Organisatoren und Vermittler zwischen »den Neuen« und der sogenannten Mehrheitsgesellschaft. Sie betonen: Die Leistung von Parallelgesellschaften, Selbstbewusstsein und Handlungsfähigkeit zu fördern, läuft ohne Übergänge und Brücken zur Gesamtgesellschaft ins Leere. Die Parallelgesellschaft der Muslime in Deutschland ist – anders als im Falle der Hugenotten und der »Ruhrpolen« – wenn überhaupt eine vergleichsweise defekte, schreiben die Autoren. Zu lange hätte man an einer Ruckkehroption ins Heimatland festgehalten. Imame seien überfordert, fungierten nicht als Brücken zur Mehrheitsgesellschaft, die ihrerseits sich rapide gewandelt habe – sozial, politisch, wirtschaftlich. Die muslimische Randständigkeit wurde darüber auf Dauer gestellt. Radikalisierungen wie beispielsweise die Hinwendung zu salafistischen Bewegungen ist insofern als ein Ausweg auf einer erfolglos verlaufenden Identitätssuche zu betrachten und eben nicht als logische Folge von Parallelgesellschaften.
Schlagworte: Parallelgesellschaft, Soziologie, Kirche
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INDES H. 4-2013
Brandflecken in Bullerbü Über den Aufruhr in Schwedens Vorstädten
In Schweden ist zwar nicht alles anders, aber vor allem in Bezug auf den Wohlfahrtsstaat und die sozialstaatlichen Ausgleichs- und Absicherungsmechanismen vieles besser. Mit diesem weit verbreiteten Vorurteil über das skandinavische Land räumt Jens Gmeiner gründlich auf. Er analysiert anschaulich, wie in Schweden in den letzten Jahren die Unterschiede zwischen armen und reichen Bevölkerungsteilen rapide angewachsen sind und dass Abkopplung und Marginalisierung auch hier soziale Unruhen verursachen können.
Schlagworte: Schweden, Wohlfahrtsstaat, Soziologie, Ungleichheit, Protest, Stadt
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INDES H. 4-2012
Zwischen Öffnung und Abschottung Die evangelikale Bewegung
Dieser Text handelt von der evangelikalen Bewegung zwischen Abschottung und Öffnung. Er beschäftigt sich mit den Evangelikalen als derjenigen christlichen Gruppierung, die heute ihren missionarischen Auftrag am deutlichsten unterstreicht. Dabei wird gezeigt, dass die Evangelikalen klassische Kennzeichen eines weltanschaulichen Milieus aufweisen: ein weitmaschiges separatkulturelles Organisationsnetz, charismatische Prediger und klare sowie einfache Botschaften, die Wahrheit und letztendlich Rettung versprechen. Am Beispiel des Massenevents »Pro Christ« wird konkret veranschaulicht, wie der Glaube von den Evangelikalen sinnlich erlebbar und erfahrbar gemacht wird und welche Rolle dabei Inszenierungen und Emotionen spielen.
Schlagworte: Evangelikale, Theologie, Soziologie
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INDES H. 2-2012
Der Verfall des »Volksheims« Schwedens sprachlose Sozialdemokratie im visionären Vakuum
Jens Gmeiner unterzieht das Idealbild des schwedischen „Volksheimes“ als „Symbiose von Land und Sozialdemokratie“ einer kritischen Revision und verbindet die Kritik an der zeitgenössischen utopischen Leere (nicht nur) der schwedischen Sozialdemokratie mit dem Appell, sich wieder der Utopie des schwedischen „Volksheimes“ der 1930er Jahre zu nähern – als Ausgangspunkt eines diskursiven, sprachlichen und inhaltlichen Kampfes um die Deutungshoheit sozialer Wirklichkeit.
Schlagworte: Gesellschaft Schweden, Arbeiterbewegung, Sozialdemokratie, Wohlfahrtsstaat