Anhand des ambivalenten Begriffspaares „Autonomie“ und „Kooperation“ nähert sich Felix Stalder zentralen Fragen der Zukunft des Internets und entwickelt so utopische und dystopische Elemente eines „Traums des Internet“ - dessen Gestalt sich zwar beschreiben lässt, dessen Zukunft aber weitgehend offen scheint.
Franz Walter und Stine Marg nähern sich unter dem Titel „I + E = LW“ der Meritokratie als Alltagsutopie in Politik und neu-mittiger Gesellschaft. Unter Verweis auf Michael Youngs Satire „The Rice of the Meritocracy“ diskutieren Marg und Walter Narrative, programmatische Bezugnahmen und zugleich auch Schattenseiten und Abgründe des allgegenwärtigen meritokratischen Leistungs- und Chancenprinzips.
Die zunehmende Komplexität der ökologischen Frage im 21. Jahrhundert und die damit einhergehende Schwierigkeit, heute noch eine leichtgängige ökologische Utopie beschreiben zu können, diskutiert Frank Uekötter in seinem Beitrag „Vielleicht in grün?“. Dabei entwickelt er am Ende doch noch eine Utopie einer grünen Revolution von unten.
Über historische Wurzeln und zeitgenössische Koalitionen und Ausprägungen utopischer Elemente im amerikanischen Konservatismus schreibt Torben Lütjen unter dem zunächst paradox anmutenden Titel „United States of Utopia“. Lütjen liefert damit zugleich eine Erklärung für die seit dem 11. September 2001 veränderte Konstellation im amerikanischen Tea-Party-Konservatismus.
In seinem Plädoyer für die Wunschforschung nähert sich Björn Helbig letztlich der zentralen Frage, wie aus individuellen Wünschen geteilte Wünsche werden können, welche Widersprüche hier lauern und was dies für die politische Umsetzung von Leitbildern bedeuten könnte.
In einem zugespitzten Beitrag seziert Sebastian Roßner die utopischen Überschüsse des zeitgenössischen Rufes nach mehr Transparenz und verweist vielmehr auf die nicht ungefährlichen Schattenseiten einer Transparenzgesellschaft.
Jens Gmeiner unterzieht das Idealbild des schwedischen „Volksheimes“ als „Symbiose von Land und Sozialdemokratie“ einer kritischen Revision und verbindet die Kritik an der zeitgenössischen utopischen Leere (nicht nur) der schwedischen Sozialdemokratie mit dem Appell, sich wieder der Utopie des schwedischen „Volksheimes“ der 1930er Jahre zu nähern – als Ausgangspunkt eines diskursiven, sprachlichen und inhaltlichen Kampfes um die Deutungshoheit sozialer Wirklichkeit.
Die Piratenpartei als Aufhänger nehmend rät Thomas Schmid in seiner radikalen Absage an die Transparenzgesellschaft zum Schutz und Erhalt „uneinsehbarer Winkel“ als notwendigem Gegenpol zur allumfassenden Transparenz, weil sonst die Tyrannei eines „kristallinen Egalitarismus“ drohe.
Richard Saage will, den Untergang der sozialistischen Utopie 1989/90 als Ausgangspunkt nehmend, mit seinem Essay einen nüchternen Kriterienkatalog für die künftige Reichweite, Relevanz und Selbstbezogenheit von Utopien liefern, die das Ziel einer idealen Gesellschaft im Angesicht der Geschichte des 20. Jahrhunderts letztlich aufgeben müsse.
In einer politisch-theologischen Skizze verbindet Marie-Christine Kajewski unter Bezugnahme auf das Spätwerk von Martin Heidegger Fragen nach der Notwendigkeit und Ausprägung von Wahrheit für die Demokratie und die Zukunft wahrhafter Demokratie in „Eutopia“.
Vor dem Versuch, Utopie - von ihrer totalitären Vereinnahmung entkernt und normativ aufgewertet - wieder in die politische Auseinandersetzung einzuspeisen, warnt Richard Herzinger am Beispiel der Piratenpartei, bei der Herzinger eine Wiederkehr totalitären Denkens entdeckt haben will.
2014 jährt sich der Todestag von Ferdinand Lassalle zum 150. Mal; mit ihm, dem einstigen Anführer des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, begann einst die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei. Franz Walter zeichnet das private und politische Bild des Hedonisten und Individualisten nach, der stets die Bewunderung der Frauen auf sich zog und als präsidialer Charismatiker entschlossen die zentrale Richtung für die Arbeiter vorgab.
Die Zukunftsforschung, welche neuerdings wieder eine Rolle an deutschen Wissenschaftsinstitutionen spielt, steht bislang nicht im Fokus der massenmedialen Öffentlichkeit. Doch was vermittelt sie? Sie vermittelt das Vorgehen, Entscheidungen unter Unsicherheit und in komplexen Umwelten zu prüfen, praktikable Wege zu suchen und Eventualitäten systematisch mit einzukalkulieren: eine mentale Beweglichkeit, die sich auch die Wirtschaftspolitik zunutze machen könnte.
Utopisten haben häufig Kreationen idealer Städte und idealer Lebensbedingungen auf Basis des Sozialismus und des Kommunismus geschaffen, wie bereits Thomas Morus im Jahr 1516 mit Utopia. Doch wie sehen Visionen für die nachhaltige Stadt von morgen aus und wie können diese umgesetzt werden?
Das Interview mit dem Autor und Professor für Literatur- und Kulturgeschichte Joseph Vogl kreist vor dem Hintergrund der Finanzkrise und deren Irrtümer um das Thema der Utopie des Marktes. Dabei beantwortet Vogl unter Bezugnahme auf sein Buch „Das Gespenst des Kapitals“ Fragen zum aktuellen wirtschaftswissenschaftlichen Denken, zur Gesellschaft in der Marktkrise und den Ewigkeitsversprechungen des Marktes.
Die sogenannte »Rentner-Demokratie«, in der die wenigen Jüngeren die Last der großen Zahl der Älteren tragen müssen, ist eine seit der Jahrtausendwende populäre Dystopie, die Gegenstand verschiedener Wissenschaftsdisziplinen ist. Die Politikwissenschaftlerin Bettina Munimus nimmt neue Erkenntnisse der Persönlichkeitsforschung auf und überträgt diese auf das politische und zivilgesellschaftliche Engagement von Jüngeren und Älteren in einer alternden Gesellschaft.
Oft werden Frauenquoten von Parteireformern als Instrument zur Steigerung des weiblichen Mitgliederanteils in Erwägung gezogen. In der SPD wurde zum ersten Mal 1988 eine verbindliche Quote für alle Gremien der Partei eingeführt – ein folgenschwerer Fehler, so der Befund von Klaus Funken. Die Quote verletze nicht nur das Demokratieprinzip und das Diskriminierungsverbot des Grundgesetzes; sie habe auch – entgegen der ursprünglichen Intention der Parteiführung – zu einer weiteren Ausdünnung der Mitgliederbasis beigetragen.
C. Wright Mills, ein enfant terrible der US-amerikanischen Nachkriegssoziologie und eine Ikone der Neuen Linken, verübte mit seinem 1959 erschienenen Buch »The Sociological Imagination« einen Fundamentalangriff gegen eine Reihe dominanter sozialwissenschaftlicher Paradigmen, insbesondere gegen die Systemtheorie von Talcott Parsons und den methodischen Dogmatismus der quantitativen Sozialforschung. In seiner Neulektüre stellt Philipp Kufferath fest, dass Mills’ Buch auch heute noch als ein emphatisches Plädoyer für einen kreativen Theorien- und Methodenpluralismus gelesen werden kann.