Die Stadt macht uns zu rastlosen Konsumenten, findet der Architekt und selbsternannte Karma-Ökonom. Er selbst spricht sich für mehr Freiräume und Zeit aus, um Experimente im Experimentierfeld »Stadt« machen zu können. Zwei seiner Projekte stellt er vor. Das Plädoyer dabei lautet: Werte erkennen und pflegen, anstatt Werte zu schaffen.
Wann entstanden im Mittelalter Städte und was zeichnete sie gegenüber ihrem Umland aus? Wie gestalteten sich ihre Beziehungen zu den Feudalherren? Waren Städte frühe Übungsfelder der Demokratie? Und wie eigentlich gingen die vormodernen Städte mit Problemen um, die sich aus der Heterogenität ihrer Einwohnerschaft speisten, aus kulturellen Differenzen, sozialen Spaltungen, religiösen Konflikten? Diese und weitere Fragen beantwortet Peter Aufgebauer in diesem Interview über die Geschichte und das Wesen der Stadt.
Was Architektur mit dem Leben in der Stadt zu tun hat, ist in Architektur und Stadtsoziologie ein Streitpunkt. Impulse kamen einerseits aus der modernen Architektur, andererseits aus Philosophie, Soziologie, Anthropologie und Psychologie. Eine Antwort liefert eine Architekturphänomenologie als Ansatz zum Verständnis der Welt, bei dem alles, was ist, als vom Menschen her konstituiert angenommen wird. Auf diese Weise wird eine Stadt von einem physischen Ort zu einer dynamischen Situation, in welcher die Menschen mit ihren Mitmenschen öffentlich permanent aushandeln.
Das Bestreben, Städte in dieser oder jener Hinsicht miteinander zu vergleichen, hat in der öffentlichen Diskussion seit geraumer Zeit Konjunktur. In regelmäßigen Abständen präsentieren Meinungsforschungsinstitute, privatwirtschaftliche Unternehmen oder auflagenstarke Magazine neue Ranglisten, die Städte hinsichtlich ihres wirtschaftlichen Status, ihrer Lebensqualität oder ihres Innovationspotenzials ins Verhältnis setzen. Vor diesem Hintergrund nimmt Marlon Barbehön die Logik des Städtevergleichs in grundlegender Weise in den Blick: Was verraten die gegenwärtigen Formen des Städtevergleichs über die Art und Weise, wie über Urbanität gedacht wird? Wozu dienen Städtevergleiche? Und welche Wirkung haben sie?
Die Bürger wollen beteiligt werden, der Ruf nach direkter Demokratie wird lauter. Die politische Klasse aber gilt als abgehoben. Wie Entscheidungen zustande kommen, lässt sich nur schwer nachvollziehen. Die Politikverdrossenheit steigt. In dieser Situation geraten die Städte als überschaubare, bürgernahe Orte des Politischen in den Blick. Der „neue Urbanismus“ stellt dabei eine interessante Alternative gewohnter Engagementformen dar. Im vorliegenden Text wird ein buntes Spektrum von Projekten vorgestellt, das von urbanen Gemeinschaftsgärten über FabLabs bis hin zu Repair Cafés reicht. Der gemeinsame Nenner all dieser Projekte ist das Selbermachen. Die Autorinnen vertreten die Auffassung, dass diese Stoßrichtung sinnbildlich für eine neue politische Kultur steht, die mit dem institutionalisierten Demokratieverständnis des 19. und 20. Jahrhunderts bricht und als eine Überwindung von Verfahrensweisen der repräsentativen Parteiendemokratie zugunsten neuer Formen der direkten Bürgerdemokratie interpretiert werden kann.
Was ist der Brennstoff, was der Zünder für urbane Revolten? Not und Verelendung? Oder wirtschaftlicher Aufschwung und Wohlstandsmehrung? Diese Frage ist so neu nicht. Aber die städtischen Proteste im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts mit etlichen Aktivisten aus neu formierten Mittelschichten geben ihr abermals einige Aktualität. Franz Walter zeigt in seiner Analyse, wieso die Unterschichten nicht die Auslöser städtischer Aufstände sind, welche Rolle das Durchschnittsalter der Gesellschaft spielt, worin die Sprengkraft des republikanischen Gerechtigkeitsversprechens besteht und was das alles mit der Sozialdemokratie zu tun hat. Er kann dadurch erklären, warum Deutschland bisher glimpflich davongekommen ist – und weshalb es so nicht bleiben muss.
Das Reden über »Problemviertel« verläuft in öffentlichen Debatten wie in wissenschaftlichen Analysen allzu oft im nur wenig hinterfragten Insistieren auf das Problematische jener Viertel. Aus und mithilfe der Sicht dort lebender Viertelgestalter versuchen Christoph Hoeft, Sören Messinger und Jonas Rugenstein dieser Perspektive eine Ergänzung an die Seite zu stellen, verbunden mit dem Plädoyer, hieraus einen grundlegenden Perspektivwechsel in der Betrachtung von »Problemvierteln« zu wagen.
Wie schwierig sich Konzepte von Stadtplanung auf Flüchtlingslager übertragen lassen und wie wirksam zugleich manch problematische urbane Entwicklung in Flüchtlingslagern sein kann, beschreiben Daniel Kerber und Isabelle Poncette von MORE THAN SHELTERS in einer Thesenskizze anhand von Beobachtungen, Erfahrungen und Analysen im jordanischen Flüchtlingslager Za‘atari und plädieren dabei aufgrund der Dauerhaftigkeit von Fluchtbewegungen und Flüchtlingslagern für einen Paradigmen- und Kurswechsel. Die daraus folgende Entwicklung müsse stärker als bisher die notgedrungene Dauerhaftigkeit von Flüchtlingslagern akzeptieren und deshalb versuchen, diese mithilfe von neuen Konzepten und Lösungen in lebenswerte Orte zu verwandeln.
Großstädte sind in Feuilleton und Literatur auch zum Gegenstand von besonders farbigen Beschreibungen von Zeitgeist und gesellschaftlichen Entwicklungen geworden. Die Form, welche die vielleicht dichtesten Beschreibungen urbaner Welten hervorgebracht hat, ist das treibende Suchen durch den Gegenstand hindurch: die Arbeit des Flaneurs. Warum ein vermeintlich strukturloses Streunen durch eine Stadt gleichwohl ungemein fantasievolle und erkenntnisreiche Betrachtungen hervorbringen, und warum das nicht-gerichtete Umherstreifen auch für die Sozialwissenschaften eine gewichtige Quelle sein kann: Dieser Frage gehen Felix Butzlaff und Robert Mueller-Stahl nach.
Wie Stadtplanung scheitern kann, zeigt Katharina Rahlf am Beispiel des Göttinger Wohnviertels Holtenser Berg. Als »Demonstrativbauvorhaben« noch ganz ein Kind der bereits abebbenden Planungseuphorie zeigt sich am Beispiel des Wohngebietes Holtenser Berg, das die Autorin in einer auch subjektiv eingefärbten Inspektion analysiert, wie gesellschaftlicher, architektonischer und stadtplanerischer Anspruch mit der Wirklichkeit kollidieren kann, weil man mühsam etwas Großes geplant und geschaffen und zugleich zu wenig das spätere Gelingen begleitet habe.
Salzgitter – Industriestandort und flächenmäßig eine der größten Städte Niedersachsens – schrumpft. Wie ist es zu erklären, dass die Einwohnerzahl der Stadt trotz eines großen Angebots an Arbeitsplätzen und Wohnraum beständig sinkt? Die Autorinnen sind selbst nach Salzgitter gefahren; sie schildern Eindrücke ihrer Besichtigung der Stadt, blicken auf die einstige Stadtplanung zurück und gehen so dem Phänomen des Schrumpfens auf den Grund.
Das Interview mit dem Stadt- und Regionalplaner Jörg Knieling rückt das Thema der Stadtplanung und -entwicklung in den Fokus. Dabei werden vor allem deren Trends, Grenzen und Herausforderungen, gerade in Hinblick auf das Problem des Klimawandels, hinterfragt. Zudem werden urbane Protestinitiativen sowie die Bürgerbeteiligung in der Stadt beschrieben und ihr Zusammenhang mit einer großflächigen Stadtplanung erläutert.
Das Altersheim – institutioneller Ort, Wohnort und nicht zuletzt Handlungsort – steht im Fokus des Artikels von Hans J. Wulff. In diesem widmet sich der Autor besonders der Entfaltung der dramatischen Potenziale des Altersheims in Filmen und zeigt Ängste, Fluchten, Rebellionen und Begegnungen beispielhaft in Filmen der letzten Jahrzehnte auf.