Weder Camp noch Stadt Das Flüchtlingslager als Hybrid

Von Daniel Kerber  /  Isabelle Poncette

Prolog[1]

Es herrscht geschäftiges Treiben und ein konstanter Menschenstrom bewegt sich zwischen den Werkstätten und Verkaufsständen, welche die Straße rahmen. Viele der Buden bestehen aus Holzgestellen, Wellblech und Planen, auch Backsteine und Zement sind teilweise verbaut. An den Seiten und über den Köpfen verläuft ein undurchdringliches Netz an Stromkabeln, die sich von einem Mast zum anderen hangeln. In und vor den Werkstätten wird gearbeitet, vor einigen Ständen sitzen und stehen Menschen zusammen, wieder andere sind offensichtlich dabei, über Einkäufe zu verhandeln. Es gibt einen Frisör, einen Brautkleid-Verleih, Essensstände, Baumaterialen und Haushaltsgeräte.

Abseits der Einkaufsstraße gelangt man in ruhigere Gebiete. Einige Menschen laufen über die Straße, Kinder spielen und laufen zwischen den Behausungen herum, ein paar Frauen stehen mit Eimern und Kannen an Wassercontainern und sind in leise Unterhaltungen vertieft. Rechts und links der Straße sieht man meist mit Tüchern verhangene Eingänge. Zwischen den Behausungen ergeben sich enge Gassen und geschützte Räume, die von der Straße aus mehr zu erahnen als zu sehen sind. Einzelne Behausungen lenken die Aufmerksamkeit auf sich durch besondere Details […]

Anmerkungen:

[1] Die im Folgenden beschriebenen Beobachtungen, Erfahrungen und Analysen beruhen auf der Arbeit im Flüchtlingslager Za’atari seit November 2013 und mögen als wissenschaftlich zu vervollständigende Thesenskizze verstanden werden.

Seite ausdrucken Beitrag bestellen

Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 2-2015 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2015