Die Sozialdemokratie in der Vertrauenskrise Geld, Moral und andere Kleinigkeiten

Von Karin Priester

Lange Zeit konnten Linke vom Image moralisch untadeliger Idealisten zehren. Bis in die Adenauer-Ära wären selbst ihre erbittertsten Gegner nicht auf die Idee gekommen, sie als »Genossen der Bosse« zu bezeichnen. Als es zwischen 1880 und 1935 auch in Deutschland zahlreiche Korruptionsskandale gab, war es die parlamentarische Linke – vor allem der Abgeordnete Eduard Lasker –, die diese aufs Schärfste anprangerte. Aber wann begann dieses Image eigentlich zu bröckeln? In südeuropäischen Ländern war das gar nicht möglich, weil es dort nie vorhanden gewesen war. Auch sozialdemokratische Parteien sind dort fest in klientelistische Strukturen eingebunden. Etwa Mitte des letzten Jahrhunderts wurde der ältere, personengebundene Klientelismus von einem Massenklientelismus abgelöst, in dessen Zentrum nun die Parteien standen. In den mittelosteuropäischen Ländern kommt hinzu, dass sozialdemokratische Parteien häufig die Nachfolgeorganisationen der kommunistischen Parteien mit ihren Seilschaften und ihrem Nepotismus waren. […]

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 2-2016 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2016