Gehen oder bleiben? Die Emigration junger Spanier während der Krise

Von Laura Fernández de Mosteyrín

Die Autorin dieser Zeilen ist 35 Jahre alt, hat einen Doktortitel in Sozialwissenschaften und eine eigene kleine Familie. Aber erst etwa zehn Jahre nach ihrem Einstieg in den Arbeitsmarkt ist es ihr gelungen, der Prekarität zu entfliehen, die sie in einem Dasein als Mileurista[1] gefangen hielt. Dieser Ausstieg aus der Allgegenwart einer unsicheren Arbeitsmarktsituation ist heutzutage für viele junge Spanier allerdings reines Wunschdenken. Denn auch wenn mein eigener Weg ins Erwachsenenleben durch viele Hindernisse gefährdet war – aus der Perspektive der heutigen Krise erscheinen all meine Probleme lediglich wie Kinderkrankheiten, da trotz aller möglichen Schwierigkeiten stets Zukunftshoffnungen und ein grundsätzliches Vertrauen darauf bestanden, dass bestimmte soziale und gesellschaftliche Rechte garantiert seien. Um die Situation der jungen Spanier im Jahr 2013 zu verstehen, muss man sich einer bekannten Annahme der Jugendsoziologie zuwenden: Die Wege ins Erwachsenenleben, die Prozesse, durch die Jugendliche zwischen 15 und 29 wachsen und reifen, sich abnabeln, auf den Arbeitsmarkt treten und ihre eigenen Fähigkeiten entwickeln, werden immer langwieriger, unsicherer, auch schwieriger.[2] Darüber hinaus lassen die dem Jugendalter inhärenten Schwierigkeiten Jugendliche in bewegten Zeiten […]

Anmerkungen:

[1] Als Mileurista bezeichnet man in Spanien gut ausgebildete Personen, die trotz regelmäßiger Arbeit lediglich ein Einkommen von nicht mehr als 1000 Euro erreichen.

[2] Vgl. dazu María Luz Morán u. Jorge Benedicto, La integración adaptativa al bloqueo en tiempos de crisis, in: María Luz Morán (Hg.), Actores y Demandas en España: análisis de un inicio de siglo convulso, Madrid 2013 (im Erscheinen).

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 1-2013 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2013