Krisenfest im Alter

Von Karl Haller

Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und der Klimawandel stellen massive Herausforderungen für unsere Gesellschaft dar und machen vielfältige Anpassungsprozesse notwendig. Diese beinhalten die Fähigkeit, komplexe, häufig unübersichtliche und teils sehr wechselhafte Veränderungen zu erfassen, sich auf diese einzustellen und sie zu bewältigen. Beispiele hierfür sind wirtschaftliche Unsicherheit, Mangel- und Verlusterfahrungen, soziale Isolation sowie Ängste vor Krieg, Gewalt und Armut.

Im Fokus der Medien stehen in jüngster Zeit immer wieder ältere Menschen und ihr Umgang mit aktuellen Krisensituationen sowie mögliche Bezüge zu eigenen leidvollen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg.[1] In einem Interview mit dem Deutschlandfunk berichtet im Zusammenhang mit den Einschränkungen der Corona-Pandemie beispielsweise eine 88-jährige Frau, die 1945 als 13-Jährige nach Schleswig-Holstein fliehen musste:

»Plötzlich ist das dann wieder da – diese ganz elementare Angst des Menschen. Und dann denkt man, na ja, das Ende der Menschheit. Irgendwann kommt das ja und dann bricht alles zusammen, die Geschäfte, die Wirtschaft bricht zusammen, die Börse, die ganzen Banken und alles bricht zusammen. Und ja, die zivilisierte Welt ist dann hilflos, ausgeliefert.«[2] [...]

[1] Vgl. Ricarda Opis, Senioren und die Ukraine. Wenn der Krieg im Kopf wieder wach wird, in: Der Standard, 08.05.2022; Carolin Hasenauer, Zweimal Krieg im Leben – wie Ältere auf die Ukraine blicken, in: Bayerischer Rundfunk, 02.03.2022, tiny. one/indes221p1; dpa-infocom, Ängste älterer Menschen: Wenn der Ukraine-Krieg Erinnerungen weckt, 21.03.2022, tiny.one/ indes221p3; Beate Lakotta, Krieg im Kopf. Was die Bilder aus der Ukraine bei alten Menschen auslösen, in: Der Spiegel, H. 14/2022.
[2] Johannes Kulms, Senioren und das Coronavirus. Erinnerungen an den Krieg, in: Deutschlandfunk, 20.03.2020, tiny.one/ indes221p4.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 1-2-2022 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2022