Gefährdet, Ausgegrenzt und Ignoriert Kinder in Flüchtlingsunterkünften und die Ausschlussmechanismen der politischen Öffentlichkeit
»Stell dir vor, wenn die Kinder sieben Monate lang da [in der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende] sind. Die dürfen nicht zur Schule, dürfen nicht zum Kindergarten, nichts. Da wird auf jedes Kinderrecht, […] gespuckt.« (Asylsuchende, 18.11.2020)
Kinder von Asylsuchenden leben teilweise über lange Zeiträume hinweg mit ihren Familienangehörigen in Sammelunterkünften. Die Lebensumstände in diesen Unterkünften sind für Bewohner:innen mit zahlreichen Belastungsfaktoren verbunden (z. B. fehlende Privatsphäre, Stress und Gewalt aufgrund räumlicher Enge, durch die Polizei gewaltsam durchgesetzte Abschiebungen oder Übergriffe durch Securities). Doch die alltäglichen Erfahrungen und Probleme von Asylsuchenden, die in Sammelunterkünften untergebracht werden, erhalten nur wenig öffentliche Aufmerksamkeit und finden in politischen Aushandlungsprozessen selten Beachtung – das trifft auch für Probleme zu, die Kinder in besonderem Ausmaß betreffen (z. B. fehlende Koch- und Aufwärmmöglichkeiten für Babynahrung, mangelhafte Essensversorgung von Kleinkindern, eingeschränkte Bildungs-, Spiel- und Freizeitmöglichkeiten). Der vorliegende Artikel geht vor diesem Hintergrund der Frage nach, was die Unsichtbarkeit der Erfahrungen von Kindern in Sammelunterkünften über Ausschlussmechanismen und Machtverhältnisse der politischen Öffentlichkeit verrät.
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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 3-4-2024 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2024