Zwischen Hoffnung, Depression und gelassenem Fatalismus Deutsche Gefühlswelten in den Nullern
Was dachten die Deutschen in den Nullerjahren? Trieb sie mehr Sorge oder überwog die Hoffnung auf eine erfreuliche Zukunft? Wie standen sie zur Politik? Welche Partei gewann im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts an Zuneigung? Wer verlor warum an Zuspruch? Welchen anderen Nationen gehörte die Gunst der Deutschen? Wen mochten die Bundesrepublikaner nicht? Um Antworten zu erhalten, die auf solche und weitere Fragen zu erheben versucht worden sind, hat man eine probate und wunderbar zugängliche Quelle: Die Allensbach-Berichte, die Monat für Monat in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in Gestalt unzweifelhaft meinungsfreudiger Essays zusammen
mit einigen Zahlen und Grafiken veröffentlicht wurden und noch werden.
Ist das wirklich eine probate Quelle? Diese Frage dürften sich gewiss einige Leser mit skeptisch gerunzelter Stirn stellen. Schließlich haben wir es dabei mit demoskopischen Untersuchungen zu tun. Und seitdem es diesen Zugriff auf die Ermittlung von Einstellungen der Bürger gibt, seither gehört es zum guten Ton derjenigen, die meist mit besonderem Eifer zu den ersten Lesern der jeweils neuesten Meldungen aus den Meinungsforschungsinstituten gehören – Medienleute, Politiker, durchaus auch Intellektuelle und Universitätsforscher, nicht zuletzt ebenfalls routinemäßige Bescheidwisser in Internetforen –, schmallippig das »ganze Brimborium« einer verächtlichen Kommentierung zu unterziehen, als semantisch aufgeblasene Kaffeesatzleserei abzutun, zumindest auf die kommerziellen und politischen Hintergründe wie Interessen der Auftraggeber solcher Volkserkundungen hinzuweisen. […]
Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 3-2017 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2017