»Messias« Messi Freud und Leid mit einem Jahrhundertfußballer

Von Eckhard Jesse

Madrid, 23. April 2017

Der Clásico im Madrider Bernabéu-Stadion vor 81.044 Zuschauern beim Stand von 2:2 dauert noch ganze 20 Sekunden bis zum Ende der Nachspielzeit: Sergio Roberto vom FC Barcelona bekommt den Ball in der eigenen Hälfte, sprintet mit ihm 40 Meter, ohne sonderlich angegriffen zu werden, gibt ihn an André Gomes ab, der sofort auf dem linken Flügel Jordi Alba bedient – dieser flankt nicht, spielt das Leder vielmehr in die Mitte zurück, von wo der heranrauschende Lionel Messi es aus 14 Metern direkt mit seinem linken Zauberfuß halbhoch, knapp neben dem linken Pfosten, in das Gehäuse schlenzt, Keylor Navas keine Chance lassend, 13 Sekunden vor dem Abpfiff. Messi, der sich wie immer demütig bekreuzigt, zieht sofort das Trikot aus und hält es – die Hände hochgestreckt – in Siegerpose demonstrativ dem schweigenden (nicht: pfeifenden) Madrider Zuschauerblock hin: ikonenhaft. Mit der Gelben Karte für ihn endet Messis Madrider Magie. Christiano Ronaldo kann das Geschehen nicht fassen und schreit sein Entsetzen heraus. Ausgerechnet mit diesem Schluss-Schuss erzielt Messi seinen 500. Pflichtspieltreffer für den FC Barcelona, der so das Ausscheiden im Achtelfinale der Champions League gegen Juventus Turin wenige Tage zuvor zumindest kurzzeitig vergessen machen kann. [...]

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. -2020 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2020