Mediensport und Politik Über Medialisierung, Arenen und Stimmungen

Von Lutz M. Hagen  /  Reimar Zeh

Sport gehört seit Anbeginn der Zivilisation zu allen Hochkulturen – von den ersten organisierten Körperballspielen durch Azteken und Maya und Fußball als Militärübung im alten China über die Olympischen Spiele der Antike und die Ritterturniere des Mittelalters, den Calcio der italienischen Renaissance, bis hin zum massenhaften, ökonomisierten und medialisierten Sport unserer Tage.[1]

Sport besteht dabei nach alltagssprachlichem Verständnis immer in körperlicher Betätigung. Drei wesentliche Funktionen für Menschen und Gesellschaften werden dem Sport in der Wissenschaft außerdem zugeschrieben und definieren ihn: Er dient erstens der Leibeserziehung und der Fitness, zweitens der Leistungsschau, gerade in der Form des Wettbewerbs, und drittens dem unterhaltsamen Zeitvertreib. Diese letztgenannte Funktion ist der Ursprung für seine Bezeichnung im Deutschen, die vom mittelfranzösischen Begriff desport für Ablenkung, Vergnügung und Zeitvertreib abstammt.[2]

Mediensport als soziales System

Erst in der Moderne verschmelzen Wettbewerb, Ertüchtigung und Unterhaltung zu einer Einheit. Dabei wird der Sport nach dem Verständnis der funktionell-strukturalistischen Systemtheorie zu einem zentralen gesellschaftlichen Subsystem. Damit ist zugleich eine Ausdifferenzierung in untergeordnete Subsysteme verbunden wie den Hochleistungs-, Leistungs-, Breiten- und Freizeitsport, zuletzt auch E-Sports. Es wird sogar von einer Sportifizierung der Gesellschaft gesprochen, die zusammen mit anderen Megatrends wie Ökonomisierung, Individualisierung und Medialisierung als weiterer Kernprozess der Modernisierung gesehen wird. [...]

Anmerkungen

[1] Vgl. z. B. Christoph Teves, Fußballgeschichte. Frühe Ballspiele, in: Planet Wissen, 18.06.2018, URL: https://www. planet-wissen.de/gesellschaft/ sport/fussballgeschichte/ pwiefrueheballspiele100.html [eingesehen am 30.04.2020].

[2] Rudolf Stichweh, Sport – Ausdifferenzierung, Funktion, Code, in: Sportwissenschaft, Jg. 20 (1990), H. 4, S. 373–389.

Seite ausdrucken

Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. -2020 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2020