Ein »gerechter Krieg«? Der Intellektuellendiskurs über den Kosovo-Krieg 1999

Von Kurt Gritsch

Die gesellschaftliche Bedeutung der Kosovo-Thematik

Die Diskussion um den Kosovo-Krieg war das diskursive Ereignis des Jahres 1999.[1] Zugleich war die Frage um ein militärisches Eingreifen in den Bürgerkrieg im Kosovo auch eine der bedeutendsten Intellektuellendebatten, nicht nur des Jahres 1999, sondern des ganzen Jahrzehnts. In der Zeit der Luftangriffe (24.3. bis 10.6.1999) wurden alleine in FAZ, Süddeutsche Zeitung, taz, ZEIT und Spiegel insgesamt 267 Intellektuelle und ihre Meinung zum Krieg erwähnt. Dabei wurde sowohl von Befürwortern als auch von Gegnern der Intervention wiederholt historisch argumentiert, indem auf den Holocaust und die Anti-Hitler-Koalition Bezug genommen wurde.

Da 1999 keine Ermächtigung durch den UN-Sicherheitsrat vorlag, wurden die Luftangriffe mit der Pflicht zur Nothilfe angesichts einer drohenden »humanitären Katastrophe« begründet. Insbesondere in Deutschland wurde dazu […]

Anmerkungen:

[1] Der Untersuchungszeitraum erstreckte sich vom 25. März bis zum 20. Juni 1999. Vgl. Christiane Eilders u. Albrecht Lüter, Gab es eine Gegenöffentlichkeit während des Kosovo-Krieges? Eine vergleichende Analyse der Deutungsrahmen im deutschen Mediendiskurs, in: Ulrich Albrecht u. Jörg Becker (Hg.), Medien zwischen Krieg und Frieden (Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung e. V. 29), Baden-Baden 2002, S. 103–122, hier S. 109.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 1-2015 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2015