Ein Ende der Geschichte ist nicht in Sicht Über die zunehmende Heterogenität der Geschlechterbeziehungen

Von Stephan Klasen

Wie bei Franz Walter nachzulesen ist, kann eine »Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen « vor allem zwei Ursachen haben: Zum einen können in einer Gesellschaft unterschiedliche Generationen, die zur selben Zeit in einem Land koexistieren, sehr unterschiedliche Ansichten, Wertvorstellungen und Verhaltensweisen an den Tag legen;[1] Walter sieht zum Beispiel 1979 als ein Jahr, wo dies besonders prononciert in der Bundesrepublik zum Vorschein kam. Zum anderen können zur selben Zeit an verschiedenen Orten eigentlich inkompatible Normen und Handlungsweisen koexistieren. Vor der Informations- und Mobilitätsrevolution der letzten fünfzig Jahre, die uns die Globalisierung beschert hat, war diese letztere Art der »Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen« ohne Konsequenzen geblieben. Jetzt aber prallen diese unterschiedlichen Wertvorstellungen aufeinander und interagieren miteinander.

Ein wichtiges Beispiel sind die immer stärker auseinanderdriftenden Geschlechterbeziehungen in unterschiedlichen Teilen der Welt. Während in manchen Ländern die Gleichstellungsagenda, was Frauen angeht, weit fortgeschritten ist und man schon anfängt, sich neuen Themen, wie etwa der Transsexualität, zuzuwenden, werden in anderen Teilen der Welt Frauen als Sexsklaven gehalten und gehandelt, Mädchen mit Gewalt am Schulbesuch gehindert und weitgehende Entrechtungen verheirateter Frauen propagiert. In diesem kurzen Aufsatz möchte ich mich der Evolution dieser »Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen« widmen und ein wenig über mögliche Ursachen spekulieren. […]

Anmerkungen:

[1] Vgl. Franz Walter, Von der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, in: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, Jg. 5 (2016), H. 1, S. 21–34.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, Sonderheft-2016 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2016