Prügel, die prägen? Wie Gewalt bei Großveranstaltungen Biografien formt

Von Wolfgang Kraushaar

Unter dem Rubrum Großveranstaltungen lassen sich sehr unterschiedliche Formen subsumieren. Sportveranstaltungen und Musikkonzerte gehören ebenso dazu wie etwa die Loveparade. Im Kontext von Protestbewegungen ist dabei vor allem an Demonstrationen, Kundgebungen und Protestmärsche zu denken. Der Begriff weist allerdings zwei Probleme grundsätzlicher Natur auf. Erstens ist er inhaltlich völlig unspezifisch: Produktmessen und Freizeitbzw. Unterhaltungsveranstaltungen können damit ebenso gemeint sein wie reine Politveranstaltungen, wie sie etwa in der Form von Parteitagen mehr oder weniger kanonisch geworden sind. Und zweitens ist nicht klar, von welcher Beteiligungszahl an überhaupt von einer Großveranstaltung zu sprechen ist. Dabei kann auch von Bedeutung sein, wer eine solche Zusammenkunft organisiert hat und vielleicht mehr noch, wo sie durchgeführt wird. Für eine Kleinstadt von 5000 Einwohnern etwa kann es sich bereits um eine »große« Veranstaltung handeln, wenn dort 300 Bürger zusammenkommen, um für oder gegen etwas zu demonstrieren. Für eine Großstadt wiederum wäre das eher mickrig und würde wohl als eine »kleine« Veranstaltung bezeichnet werden. Zusammengenommen lässt sich also festhalten, dass es für den Begriff der Großveranstaltung schwierig ist, eindeutige Kriterien zu formulieren, in quantitativer ebenso wie in qualitativer Hinsicht. […]

Seite ausdrucken Beitrag bestellen

Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 3-2012| © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2012