Das anthroposophische Warenhaus Über die bürgerliche Sehnsucht nach einer anderen Moderne

Von Michael Lühmann

Mitten in der Bankenkrise des Jahres 2012 wurde ausgerechnet eine Bank mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet: Die GLS Gemeinschaftsbank aus Bochum. In der Begründung der Jury wird die GLS -Bank »als Vorreiter im Bereich nachhaltiger Bankdienstleistungen«[1] herausgehoben, da sie ganz neue Standards setze im Bereich der ökologischen, der sozialen, aber auch der ökonomischen Nachhaltigkeit. Die genossenschaftlich organisierte Bank folgte damit als Preisträgerin der Bio-Handelskette Alnatura, die die Auszeichnung für ihre Pionierleistung bei der Vermarktung biologisch hergestellter Produkte erhalten hatte. Was beide Unternehmen über ihre nachhaltige Ausrichtung hinaus verbindet bzw. was diese begründet, ist eine alternative Firmenphilosophie: Eine, in der »Wirtschaft(en) mit Sinn«[2] im Mittelpunkt stehe, in der »der Sinn stets vor dem Gewinn«[3] rangiere; eine, in der »der Mensch in seiner Gesamtheit aus Körper, Seele und Geist ernst[genommen]«[4] werde und in der Wirtschaften seinen Zweck dadurch erhalte, nicht für sich, sondern für andere Menschen zu arbeiten.[5]

Es sind dies Formulierungen, die inmitten einer fundamentalen Krise des Informations- und Finanzmarktkapitalismus[6] so anders klingen als das ewige Tremolo des neuen Geists des Kapitalismus mit seiner Ökonomisierung aller Lebensbereiche […]

Anmerkungen:

[1] Online einsehbar unter http://www.nachhaltigkeitspreis.de/files/dnp2012_kurzbegruendung_gls_bank_pt.pdf [eingesehen am 15. 05. 2013].

[2] So der Gründer und Geschäftsführer von Alnatura Götz E. Rehn, Wirtschaft(en) mit Sinn, in: Manon Haccius (Hg.), Anthroposophische Perspektiven. Wirtschaft, S. 3–8.

[3] So formuliert im Leitbild der GLS-Bank, vgl. Leitbild, online einsehbar unter http://www.gls.de/fileadmin/media/pdf_sonstige/leitbild.pdf [eingesehen am 15. 05. 2013].

[4] Ebd.

[5] Rehn, S. 5.

[6] Zuletzt und eindringlich Frank Schirrmacher, Ego. Das Spiel des Lebens, München 2013.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 2-2013 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2013