Die letzte Festung der Moderne Zur gesellschaftlichen Rolle des Ökonomen

Von Torben Lütjen

»Funeral by Funeral, Economics does make progress«[1]

Wenn die Bedeutung einer Wissenschaft nach der Genauigkeit und Treffsicherheit ihrer Voraussagen beurteilt werden würde, dann dürfte die Volkswirtschaftslehre keine große Rolle spielen, weder hier noch in irgendeinem anderen Land. Doch so ist es natürlich nicht. In den Jahren nach dem Ausbruch der Finanzkrise hat man zwar immer und immer wieder und mit einiger Schadenfreude die unzähligen Fehlprognosen zitiert, die auch und gerade den vielen internationalen Koryphäen unter den Wirtschaftswissenschaftlern unterlaufen sind: dass fast niemand von ihnen den Zusammenbruch hat kommen sehen; dass nur wenige überhaupt die globale Ansteckungsgefahr durch die amerikanische Immobilienkrise richtig eingeschätzt haben; dass schließlich die Anhänger einer reinen Lehre unter den Ökonomen der amerikanischen Regierung empfahlen, die Bank Lehman Brothers einfach pleitegehen zu lassen – was dann schließlich eine Schockwelle durch die Märkte schickte, die bis heute nicht gebrochen ist.[2] […]

Anmerkungen:

[1] Vgl. Paul A. Samuelson, Credo of a Lucky Textbook Author, in: Journal of Economic Perspectives, H. 2/1997, hier S. 159.

[2] Vgl. exemplarisch für viele andere Kritiken das Schwerpunktheft des Economist über den Zustand der Disziplin vom 16. Juli 2009.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 0-2011 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2011