Unprofitable Ausbeutung? Das Wiener Zucht- und Arbeitshaus in der Frühen Neuzeit

Von Teresa Petrik

Das Strafen ist eine historische Konstante:  Rund um den Globus und quer durch die Epochen wurden und werden verschiedene Praktiken des Bestrafens von Herrschenden dazu eingesetzt, bestimmte Verhaltensweisen zu delegitimieren und ihnen vorzubeugen, Macht zu demonstrieren, Zugehörigkeit oder Nicht-Zugehörigkeit zu signalisieren und, damit einhergehend, Ein- und Ausschlüsse zu produzieren. Gleichzeitig tragen Ansichten über die Legitimität bestimmter Strafpraktiken zur kulturellen Identität von Gesellschaften bei:  So ist insbesondere das Selbstbild der modernen westlichen Welt von einer doppelten Abgrenzung von einem vormodernen »Anderen« auf der einen und einem nicht-westlichen »Anderen« auf der anderen Seite geprägt. Die Abwertung der Strafpraktiken dieser »Anderer« als unmenschlich, unzivilisiert und destruktiv dient innerhalb dieses Deutungsmusters der Funktion, die »eigenen« Formen der Strafe als zivilisiert, menschlich und rational zu positionieren.[1] In politischen und medialen Diskursen sind Erzählungen dieser Art noch heute präsent, nicht zuletzt in der Auseinandersetzung mit islamischen Staaten.
[...]

[1] Vgl. Guy Geltner, Flogging Others: Corporal Punishment and Cultural Identity from Antiquity to the Present, Amsterdam 2014, S. 11.

Seite ausdrucken

Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H.4-2023 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2024