Toxische Dialektik Wider elitäre Illiberalität und plumpen Retro-Populismus

Von Wilfried von Bredow  /  Eckhard Jesse

In Deutschland verstärkt sich seit längerem der Hang zu politischer Polarisierung. Dabei wird dieser Begriff von denen, die ihn benutzen, oft als durchgängiger Riss durch die ganze Gesellschaft verstanden, was allerdings komplexe Konfliktkonstellationen[1] der Alltagswirklichkeit sozusagen depressiv dramatisiert.[2] Nicht nur die Streitkultur leidet darunter.[3] Nun trifft man auch in anderen Ländern auf solche zunehmend unversöhnlichen politischen Konfrontationen. Fast überall liegen ihnen Steuerungsdefizite von Regierungen und Verwaltungen zugrunde. Die in der Bevölkerung kumulierende Unzufriedenheit kann dann schon einmal in organisierte Wut umschlagen. Solche Defizite werden jeweils von der Rangfolge der politischen Themen bestimmt, dem Design der politischen Institutionen und der Integrationskraft der nationalen politischen Kultur.

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[1] Vgl. Steffen Mau, Thomas Lux & Linus Westheuser, Triggerpunkte. Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft, Berlin 2023.

[2] Etwa Eva Menasse, Es kostet uns den Verstand. Die Gesellschaft zerbricht. Was tun?, in: Die Zeit, 23.05.2024, S. 45.

[3] Vgl. Joachim Detjen, Demokratische Streitkultur in Zeiten politischer Polarisierung, Baden-Baden 2023.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 3-4-2024 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2024