Selbstwerden durch Scheitern Grenzsituationen als Bildungsanlass bei Karl Jaspers
Scheitern, so zeigen es einige aktuelle Gesellschaftsanalysen, wird in der gegenwärtigen Zeit als persönliches Versagen wahrgenommen und vor allem negativ bewertet. Dem Gescheiterten wird die alleinige Verantwortung zugeschrieben.
Der Soziologe Hartmut Rosa stellt fest, dass sich die moderne Gesellschaft dynamisch stabilisiert, d.h., um sich zu erhalten, ist sie auf Beschleunigung und Wachstum angewiesen. Diese „dynamische Stabilisierung“[1] und ihr forderndes „höher, schneller, weiter“ führe dazu, dass die Angst vor dem Scheitern allgegenwärtig werde. Rosa bezeichnet dieses Gefühl, permanent vor dem rutschigen Abhang zu stehen und Kraft investieren zu müssen, nicht herunterzurutschen, als „Slippery-Slope-Phänomen“.[2]
Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 2-2023 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2023