Macht und Trost Über politisches Redenschreiben

Von Vazrik Bazil

„Das also ist wohl jedem klar, dass das Redenschreiben an sich nichts häßliches ist“, so Platon in seinem einflussreichen Werk Phaidros. Im Gegenteil, „[…] wenn ein Redner oder König […] es dahin bringt, […] ein unsterblicher Redenschreiber in seinem Staate zu werden“, hält er sich für „göttergleich“, so die ironische Behauptung von Sokrates. Ob sterblich oder unsterblich, verfassen Redenschreiberinnen und Redenschreiber Reden für andere. Sie bieten eine Dienstleistung an, die es bereits in der Antike gab und die schon damals vergütet wurde. Aber im Kern steckt in jedem Menschen ein Redenschreiber; selbst jene, die in ihrem Leben nie eine Rede geschrieben haben oder je schreiben werden, benehmen sich im Alltag wie einer: Ist ein Freund in sprachlicher oder argumentativer Not, springt man ihm mit den Sätzen bei: „Du kannst ihm doch sagen …“, „Sag ihr doch einfach […]“.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H.  1-2023 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2023