Klipp und Unklar Merkels merkwürdige Ent-schuldigung zur Osterruhe

Von Volker Best

»Wir werden einander noch viel verzeihen müssen«, orakelte Jens Spahn als Gesundheitsminister zu Beginn der Corona-Pandemie. Nun hat er unter diesem Titel ein Buch zu seiner Sicht auf die Corona-Geschehnisse zu veröffentlicht.[1] Spahns gegen spätere Kritik immunisierendes Vorab-Sorry, seine »demonstrative Demut« gilt Robin Alexander als »kommunikatives Meisterstück«, das zu seinem zwischenzeitlichen Aufstieg in den Rankings der beliebtesten Politiker:innen beigetragen habe.[2] Tatsächlich bot die Krise aufgrund ihrer Komplexität und Unvorhersehbarkeit bald überreichlich Gelegenheiten zur öffentlichen Abbitte für teils mehr, teils weniger vermeidbare Fehler: vor allem für Spahn, dessen Beliebtheitswerte im zweiten Pandemie-Jahr durch die Corona-Wellen leckgeschlagen wurden; aber auch bereits für seinen Amtsnachfolger Karl Lauterbach.
Doch nicht nur der jeweilige Gesundheitsminister, auch andere Regierende im Bund und in den Ländern fühlten sich seit dem ersten Lockdown im März 2020 zu Entschuldigungen bemüßigt. Besonders heraus sticht hier die Abbitte Angela Merkels am 24. März 2021 für die zunächst unvermittelt angekündigte und nach heftiger Kritik mit ebendieser Erklärung der Bundeskanzlerin gerade einmal dreißig Stunden später ebenso unvermittelt zurückgenommene »Osterruhe«. Dieser Entschuldigung sind die nachfolgenden Überlegungen gewidmet. [...]

[1] Vgl. Jens Spahn, Wir werden einander viel verzeihen müssen, München 2022.
[2] Vgl. Robin Alexander, Machtverfall. Merkels Ende und das Drama der deutschen Politik. Ein Bericht, München 2021, S. 200 f.

Seite ausdrucken

Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 3-4-2022 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2022