Die antisoziale Persönlichkeitsstörung Eine Diagnose für die Unterschicht

Von Ina Witthohn

Bis zu fünfzig Prozent aller Gefängnisinsass:innen erhalten die Diagnose Antisoziale Persönlichkeitsstörung. Sie ist definiert als Störung, bei der sich die Betroffenen nicht an soziale Normen und Gesetze halten, und gilt als eine der schwersten Formen der Persönlichkeitsstörungen. Menschen mit dieser Antisozialer Persönlichkeitsstörung werden als rücksichtslos, gefährlich und unbehandelbar markiert, als »soziale Raubtiere« beschrieben, welche sich »skrupellos ihren Weg durchs Leben pflügen«. Keine andere Diagnose ist so untrennbar mit abweichenden und kriminellen Verhaltensweisen verknüpft – und keine andere Diagnose ist »in einem solchen Ausmaß durch negative Etikettierungen gekennzeichnet«. Von Beginn an wird die Antisoziale Persönlichkeitsstörung in der Unterschicht verortet. Ein historischer Rückblick zeigt, wie das Störungsbild zustande gekommen, einzuordnen und zu bewerten ist.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H.4-2023 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2024