Corona als sozialer und politischer Spaltpilz Polarisierung in Zeiten der Covid-19-Pandemie

Von Christoph Butterwegge

Als das neue Coronavirus SARS-CoV-2 die Bundesrepublik, ihr Gesundheitswesen und ihren Sozialstaat traf, wurde die sozioökonomische Ungleichheit nicht bloß deutlicher sichtbar, die Interessengegensätze zwischen einzelnen Bevölkerungsschichten haben im Verlauf der Pandemie vielmehr auch schärfere Konturen bekommen. Schon vor der COVID-19-Pandemie war die sozioökonomische Spaltung in Deutschland weit stärker ausgeprägt, als es das überkommene Selbstverständnis einer »nivellierten Mittelstandsgesellschaft« (Helmut Schelsky) oder das regierungsoffiziöse Leitmotiv der »Sozialen Marktwirtschaft« hätten vermuten lassen.[1] Seit 2020 haben sich die Lebens-, Einkommens- und Vermögensverhältnisse der Menschen jedoch noch weiter auseinanderentwickelt, wozu neben der Pandemie auch die durch den Ukrainekrieg noch verstärkte Inflation und die Energiepreisexplosion maßgeblich beitragen. [...]

[1] Vgl. hierzu Christoph Butterwegge, Wirtschaftliche, soziale und politische Ungleichheit in Deutschland, Weinheim/Basel 2020.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 3-4-2022 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2022