»Forschungsförderung muss Erwartungsdurchbrechungen erwartbar machen« Ein Gespräch über Freiheitsräume und Innovationsdynamiken in der Wissenschaft
In Interviews mit Ihnen, Prof. Strohschneider, stößt der Leser häufig auf das Wort der »Exzellenz«: Exzellenzinitiative, Exzellenzuniversität, Exzellenzcluster, Exzellenzzentren, allesamt geradezu programmatische Begriffe der aktuellen Wissenschaftsförderung. Was verstehen Sie unter Exzellenz?
»Exzellenz« ist eher eine wissenschaftspolitische Marke – und die habe nicht ich mir ausgedacht – denn ein programmatischer Begriff. Als solchen verwende ich lieber den Ausdruck »allerbeste Forschung«. Wenn man Wissenschaft allein unter dem Code »exzellent/nicht-exzellent« beobachtete, dann würde das mit erheblichen Einbußen an Analysefähigkeit einhergehen. »Exzellenz« ist nämlich ein digitaler Ausdruck. Brauchbarer sind Kategorien wie »Qualität«, die man skalieren kann. In diesem Sinne verwenden wir selbstverständlich auch in der DFG Namen wie »Exzellenzinitiative« und »Exzellenzcluster« oder »Exzellenzzentrum«, während dann typischerweise von Forschung auf einem sehr guten oder außerordentlichen Qualitätsniveau die Rede ist, wenn es anstatt um die Marke um Kategorien geht.
Wie misst man denn Exzellenz oder Qualität in der Wissenschaft? 2008 wurde vom Wissenschaftsrat unter Ihrem Vorsitz ein Forschungsrating durchgeführt. Eines der angelegten Kriterien war die Anzahl der Promotionen. Mittlerweile vertreten Sie dagegen die Position, dass die Vielzahl der Promotionen eher ein Indiz für Qualitätsprobleme denn einen Gütebeleg darstelle. Hängt von flüchtigen Stimmungen oder Moden ab, was Qualität ist? […]
Das Gespräch führten Felix Butzlaff und Matthias Micus.
Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 4-2015 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2015