„Eine interessante Affinität zwischen dem seriellen Erzählen und dem Thema Politik“ Von Soap Operas zum Quality TV

Von Frank Kelleter  /  Andreas Jahn-Sudmann

Man spricht viel von den »neuen Qualitätsserien«. Was hat es damit auf sich? Was zeichnet diese Produktionen aus, inwiefern handelt es sich um eine »neue Qualität« – ist es stärker der Inhalt oder die Form? Trifft diese Titulierung überhaupt zu?

Kelleter (K): Zunächst muss man sagen, dass die Titulierung existiert und das ist eine Realität für sich, die wiederum Folgen hat für die Art und Weise, wie Fernsehserien erzählen. Den Begriff des Qualitätsfernsehens gibt es ja schon länger. Man hat schon in den 1970er Jahren von einem bestimmten Marktsegment als Qualitätsfernsehen gesprochen, damals hauptsächlich festgemacht an der Themenwahl von Fernsehprogrammen (und nicht nur Serien). Was die neuen Serien angeht – die ja vor allem im Gefolge von HBO-Produktionen populär wurden und dann auch schnell für eine feuilletonistische und wissenschaftliche Besprechung infrage kamen –, so kann man insofern von einem neuen Phänomen sprechen, als wir es hier mit einer relativ neuen Produktions- und Rezeptionskultur zu tun haben. Pay-TV- oder Kabelfernsehsender können es sich leisten, auch für ein kleineres, ausgewähltes Publikum zu senden, im Modus des sogenannten narrowcasting. Man findet hier also einen anderen Erzählrhythmus, in der Regel 12–13 Folgen pro Staffel, und die Entwicklung von Stoffen ist weniger darauf angewiesen, die Interessen der Werbekunden eines Senders mitzuberücksichtigen. Auch was die Darstellung von Sexualität und Gewalt angeht […]

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 4-2014 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2014