Neue Grenzen in der Globalisierung Warum Staaten wieder Mauern bauen

Von Dietrich Thränhardt

»Mr. Gorbachev, open this gate! Mr. Gorbachev, tear down this wall!«
Ronald Reagan, Berlin 1987
»You show me a 50-foot wall and I will show you a 51-foot ladder.«
Janet Napolitano 2008

Die euphorischen Erwartungen einer offenen Welt nach dem Fall der Berliner Mauer haben sich nicht erfüllt. Zwar wird die ökonomische Globalisierung immer intensiver, zwar genießen die Bürger der wohlhabenden Staaten fast unbeschränkte Bewegungsfreiheit und konsumieren Produkte der ganzen Welt. Andererseits aber schotten sich die wohlhabenden Länder gegen die Menschen aus armen Ländern ab, erschweren die Einreise und bauen ihre Grenzkontrollsysteme aus. Die USA, Israel, Indien und Saudi-Arabien errichten an ihren Landgrenzen gigantische Sperrsysteme über hunderte bzw. tausende von Kilometern – Bauwerke, die in ihrer Länge an die Chinesische Mauer und das römische Limessystem erinnern.

Wie diese historischen Beispiele zeigen, haben die neuen Mauern sowohl einschneidende materielle Wirkungen als auch intensive symbolische Ausstrahlungen. Sie trennen privilegierte und randständige Welten und prägen das Leben an den Grenzen. Konkreter und sichtbarer als Visumssysteme oder andere administrative Maßnahmen demonstrieren sie Kontrolle und Trennung. […]

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 4-2012| © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2012