Teil der Lösung oder Teil des Problems? Die Hürden der linken Sammlungsbewegung

Von Robert Pausch

Die besondere Eigenschaft von Phantomen besteht ja eigentlich darin, dass sie nicht auftauchen. Ein Phantom bleibt im Verborgenen, im Unwirklichen und Ungefähren, sonst wäre es ja kein Phantom. Einige Monate schien das alles auch auf Sahra Wagenknechts Projekt einer »linken Sammlungsbewegung « zuzutreffen. Es gab ein paar dürre Worte in Interviews, hier und dort vage Andeutungen. Darüber hinaus wusste man, auch innerhalb der höchsten Linkspartei-Zirkel, bis hinein in Wagenknechts Büro: nichts. Und dennoch wurde dieses Nichts mit den grellsten Scheinwerfern ausgeleuchtet. Eine Flut von Leitartikeln und großformatigen Essays beschäftigte sich mit dem Für und vor allen Dingen dem Wider eines Projekts, von dem man bis vor ein paar Wochen allenfalls die Umrisse erkennen konnte.

Nun ist aus dem Phantom immerhin eine Internetplattform geworden, dazu gibt es einige Ortsgruppen, einen Gründungsaufruf und ein Partizipationstool, das ein bisschen an die mittelmäßig erfolgreiche Internetdemokratie der Piratenpartei erinnert. Das ist nun nicht mehr nichts, aber auch noch ein bisschen zu wenig, um zu prognostizieren, was nun aus alledem wird. Und weil etwas Prognosedemut allen Beobachtern derzeit ohnehin ganz gut steht, sollen hier stattdessen einige Fragen mit einigen Beobachtungen und Thesen verbunden werden. Erstens, was will diese Bewegung sein? Zweitens, wie passt sie zur Konfliktdynamik innerhalb der Linkspartei? Und drittens, wie zu den aktuellen Verschiebungen im Parteiensystem? [...]

Seite ausdrucken Beitrag bestellen

Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. -2018 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2018