Sportunterricht Ansprüche, Legitimierungen, Realisierungsformen und Erfahrungen

Von Ina Hunger  /  Benjamin Zander

Sportunterricht, als staatlich geförderter Bildungsbereich, ist in Deutschland in allen Schulformen des Landes und allen Schulstufen ein durchgängiges Pflichtfach für Kinder und Jugendliche. Im Kontext des schulischen Fächerkanons leistet er einen den anderen Fächern formal gleichgestellten Bildungsbeitrag und ist mithin zensur- und versetzungsrelevant. Gleichwohl unterliegt Sportunterricht in Theorie und Praxis einer ausgewiesenen Sonderstellung im schulischen Fächerkanon – einerseits bezogen auf die vielfältigen besonderen Ansprüche, die von verschiedenen Seiten an dieses Fach gerichtet werden, andererseits mit Blick auf sein konstitutives Merkmal der Bewegungsaktivierung und expliziten Körperbezogenheit.

Das Fach Sport polarisiert in vielerlei Hinsicht. So gilt Sport wie kein anderer Unterricht unter Schüler_innen als Lieblings-, für andere aber auch als ausgewiesenes Horrorfach. Entsprechend vielfältig sind auch die Typisierungen von Sportlehrer_innen. Diese reichen von der coolen Sportlehrerin bis hin zum Sadisten in Ballonseide.[1] Nicht zuletzt zeigt sich die Polarisierung auch im Hinblick auf die diesem Fach zugeschriebene schulische Relevanz: Wird von öffentlicher Seite einerseits regelmäßig die Unersetzbarkeit dieses Faches und seine zentrale kulturelle und gesundheitliche Bedeutung für die Heranwachsenden betont, wird Sportunterricht andererseits mehr oder weniger unverhohlen als randständig im Vergleich zu anderen (Haupt-)Fächern im Hinblick auf seine Bildungsrelevanz verhandelt. [...]

Anmerkungen

[1] Derartig zugespitzte Typisierungen finden sich insbesondere im Internet, siehe hierzu z. B. Yannah Alfering, 10 Fragen an einen Sportlehrer, die du dich niemals trauen würdest zu stellen, in: Vice, 15.06.2019, URL: https://www.vice.com/de/article/ neak3b/10-fragen-an-einen-sportlehrer [eingesehen am 29.03.20].

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