Sport und soziale Ungleichheit Individualisierung, Öffnung und die Bedeutung traditioneller Unterschiede [1]

Von Jan Haut

Spielen Manager Golf und Arbeiter Fußball? Steigt die Sportaktivität mit dem Bildungsgrad? Treiben Männer mehr Sport als Frauen? Sind Migranten in Sportvereinen gleichermaßen vertreten wie »autochthone Deutsche«? Und wenn sich solche Differenzen zeigen: Wie sind sie zu erklären und zu bewerten? Handelt es sich um frei gewählte, individuelle Präferenzen oder um soziale Determinierungen, die dazu führen, dass bestimmte soziale Gruppen beim Zugang zum Sport allgemein benachteiligt bzw. vom Zugang zu spezifischen Formen des Sporttreibens ausgeschlossen werden?

Solche Fragen versuchen sozialwissenschaftliche Perspektiven auf den Sport mithilfe von Theorien sozialer Ungleichheit zu beantworten, deren Gegenstand die unterschiedliche Verfügbarkeit gesellschaftlich relevanter Ressourcen und die damit zusammenhängenden Unterschiede in den Teilhabemöglichkeiten an Gesellschaft sind.[2] Während sich ökonomische Ansätze traditionell primär auf monetäre Ungleichheiten konzentrieren[3], messen soziologische Ansätze neben Indikatoren wie Einkommen, Bildung und Beruf vor allem auch gruppenspezifischen Einstellungen, Habitus oder Mentalitäten größere Bedeutung bei. Je nach theoretischer Auffassung werden diese als mehr oder weniger von der objektiven sozialen Position abhängig gesehen. [...]

Anmerkungen

[1] Redaktionell überarbeitet und erstmals erschienen unter dem Titel Sport und soziale Ungleichheit in Arne Güllich u. Michael Krüger (Hg.), Sport in Kultur und Gesellschaft. Handbuch Sport und Sportwissenschaft, Heidelberg 2018.

[2] Vgl. Detlef Krause, Soziale Ungleichheit, in: Werner Fuchs- Heinritz u. a. (Hg.), Lexikon zur Soziologie, Wiesbaden 2011, S. 709.

[3] Auch wenn Faktoren wie Humankapital oder soziale Mobilität inzwischen regelmäßig Beachtung finden, vgl. Marcel Fratzscher, Verteilungskampf. Warum Deutschland immer ungleicher wird, München 2016.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. -2020 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2020