Stuttgart ist weder Tunis noch Kairo Warum mehr Bürgereinfluss nicht zu mehr Demokratie führen muss
Es war an einem kalten Tag im Februar 2011, als die Bild-Zeitung mit einer groß angelegten Kampagne versuchte, der direkten Demokratie in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen. Das war kein ganz neuer Schachzug. Die Zeitung ist über Jahrzehnte gut damit gefahren, sich als Inkarnation der Volksmeinung zu inszenieren, weshalb Umfragedaten aus Public Opinion Polls, eigenen Leserbefragungen und willkürlich aufgelesenen Statements für ihre Berichterstattung traditionell eine große Rolle spielen. Im vergangenen Februar stand für Bild aber noch anderes auf dem Spiel, als nur einmal mehr als authentische Stimme der unteren Gesellschaftsränge wahrgenommen zu werden: In einem fast verzweifelten Anlauf versuchte die Zeitung, eine ihrer wichtigsten Celebrities des vergangenen Jahres, den aufgrund seiner plagiierten Doktorarbeit zu diesem Zeitpunkt bereits definitiv rücktrittsreifen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, durch eine populistische Großoffensive doch noch im Amt zu halten. […]
Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 1-2012| © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2012