»Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen« Dynamiken und Paradoxien von »Generationen«

Von Detlef Lehnert

Die Abfolge der Generationen wird nicht selten als wichtige Konstante in der ansonsten von tiefgreifenden Veränderungen durchrüttelten modernen Welt des Öffentlichen wie des Privaten gesehen. Ohne Nachkommen würden nicht nur einzelne Familien, sondern auch größere menschliche Gemeinschaften aussterben. In der Generationsfolge finden so gesehen biologische, soziale, kulturelle und ökonomische Prozesse des Erbens und Vererbens statt. Diese verbürgen Elemente der Stabilität und der Traditionspflege auch in modernen Gesellschaften. Zugleich ist aber der Fortschrittsgedanke mit dem Wechsel der Generationen verbunden. »Mit uns zieht die neue Zeit!«, heißt es in einem bekannten Liedtext von Hermann Claudius (Urenkel von Matthias Claudius). Er wurde erstmals im Juni 1914 – »Der neuen Jugend gewidmet« – in einer Beilage (»Die arbeitende Jugend«) der SPD-Zeitung Hamburger Echo veröffentlicht. Die Jugendbewegungen im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts sind auch der geschichtliche Hintergrund der bewussteren Thematisierung des Generationsproblems.[1] […]

Anmerkungen:

[1] Zur Einführung und als Überblick u. a. Jürgen Reulecke (Hg.), Generationalität und Lebensgeschichte im 20. Jahrhundert, unter Mitarbeit von Elisabeth Müller-Luckner, München 2003; Ulrike Jureit u. Michael Wildt (Hg.), Generationen. Zur Relevanz eines wissenschaftlichen Grundbegriffs, Hamburg 2005.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, Sonderheft-2016 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2016