Theodor Eschenburg und die deutsche Vergangenheit (Teil 2) Hellhörig bleiben gegenüber dem Verschweigen der NS-Vergangenheit

Von Hannah Bethke

[…] Die »Entsorgung eines Leitfossils«[3], der »gerupfte Staatsrat«[4], »die geplante Entehrung Eschenburgs«[5], vorangetrieben durch »Brutusse«, die »von allen guten Geistern verlassen« seien,[6] eine »Generalabrechnung mit Eschenburg«[7], »Philippika über Eschenburg«[8], »ein Meisterstück nachtragenden Widerstands«[9], ein »Problem der historischen Urteilsbildung«[10], »pathologische Verkrampfungen bundesdeutscher Geschichtspolitik«[11] – all das sind Zuschreibungen, die die Kontroverse über Theodor Eschenburg seit dem Tübinger DVPW-Kongress im Herbst 2012 erhalten hat. Dabei wurde Claus Offe, dessen deutliche Kritik am Namensgeber des ihm zugedachten Theodor-Eschenburg-Preises von vielen Seiten als »klare[r] Stilbruch« eingestuft worden ist,[12] äußerst stilsicher als »Apo-Rüpel«[13], »Habermas-Apostel«[14], »politikwissenschaftliches Fossil der neuen Linken«[15], »dieser Supergerechte«[16] oder auch – aus Freiburger Perspektive wohl ein besonders fremdartiges Phänomen – als »der linke Politologe aus Berlin«[17] bezeichnet. Diese Titulierungen stammen interessanterweise häufig aus der Feder derjenigen, die allzu gerne das Loblied wissenschaftlicher Objektivität und Seriosität singen […]

Anmerkungen:

[3] Rüdiger Soldt, Entsorgung eines Leitfossils, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.03.2013.

[4] Willi Winkler, Der gerupfte Staatsrat, in: Süddeutsche Zeitung, 03.12.2012.

[5] Hans-Joachim Lang, Ein Freund geblieben, in: Die Zeit, 05.09.2013.

[6] Sibylle Krause-Burger, Wer stößt hier wen vom Sockel?, in: Stuttgarter Zeitung, 19.09.2013.

[7] O.V., Eschenburgs Denkmal bekommt Risse, in: Badische Zeitung, 01.10.2012.

[8] Udo Wengst, Der »Fall Theodor Eschenburg«. Zum Problem der historischen Urteilsbildung, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Jg. 61 (2013) H. 3, S. 411–440, hier S. 438.

[9] Winkler, Staatsrat.

[10] Wengst, Der »Fall Theodor Eschenburg«, S. 411 u. a.

[11] Oliver Busch, Immer so durchgemogelt, in: Junge Freiheit, 13.09.2013.

[12] Roland Bengel, Das Denkmal wurde nicht gestürzt, in: Reutlinger Generalanzeiger, 23.01.2013.

[13] Winkler, Staatsrat. Winkler beruft sich hier auf »Augenzeugenberichte«, deren Objektivitätsgehalt für ihn wohl ohne Zweifel feststeht.

[14] Busch, Immer so durchgemogelt.

[15] Soldt, Entsorgung.

[16] Sibylle Krause-Burger, Wie man ein Denkmal umstürzt, in: Stuttgarter Zeitung, 13.11.2012.

[17] O.V., Eschenburgs Denkmal.

Im zweiten Teil der INDES-Kontroverse vertritt Eckhard Jesse eine Gegenposition.

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