Zur urbanen Ökonomie des Teilens Airbnbs Einfluss auf den städtischen Raum

Von Luise Stoltenberg

Unter dem Begriff der Sharing Economy ist eine Vielzahl von Definitionen und Phänomenen versammelt, die sich in den Nullerjahren sukzessive herauskristallisierten und denen gemein ist, dass sie die Abkehr von einer Besitzökonomie bei gleichzeitiger Hinwendung zu einer Kontroll- und Zugangsökonomie beschreiben.[1] Dieser Perspektivwechsel – weg vom Besitz, hin zu temporärem Nutzen – fußt maßgeblich auf technologischer und digitaler Infrastruktur.[2] Obwohl der Name dieser Wirtschaftsform den eindeutigen Verweis auf die Sphäre der Ökonomie enthält, hat die Sharing Economy Transformationsprozesse ausgelöst, die weit über wirtschaftliche Themen und Belange hinausgehen.

Als die Publizistin Rachel Botsman zusammen mit dem Management-Berater Roo Rogers im Jahr 2010 unter dem Titel »What’s mine is yours« die erste umfassende Beschreibung der Ökonomie des Teilens veröffentlichte, erkannten sie in dieser Wirtschaftsform und den darauf beruhenden Unternehmen ein geradezu revolutionäres Potenzial. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich bereits die ersten Firmen der Sharing Economy, bspw. Airbnb (gegründet 2008) oder Uber (gegründet 2009), erfolgreich am Markt behaupten können. Laut Bootsman und Rogers ebne die Sharing Economy den Weg für alternative Lebensstile, in denen kollaborativer Konsum einem distinktiven Materialismus vorgezogen werde. Wenn der Ökonomie des Teilens tatsächlich eine solche transformative Kraft innewohnt, dann müssten sich ihre Auswirkungen am ehesten in den Städten abzeichnen. Denn diese sind die zentralen Schauplätze, an denen die Netzwerke der Sharing Economy mit Beginn des 21. Jahrhunderts ihre Hauptknoten entwickelt haben und weiter ausbilden.[3]

Am Beispiel der Online-Plattform Airbnb, einem der populärsten Vertreter dieser Wirtschaftsform, lässt sich eindrücklich zeigen, wie tiefgreifend die Ökonomie des Teilens auf das städtische Alltagsleben einwirkt. […]

Anmerkungen:

[1] Vgl. Lizzie Richardson, Performing the sharing economy, in: Geoforum, H. 67/2015, S. 121–129, hier S. 122.

[2] Vgl. Juho Hamari u.a., The Sharing Economy: Why People Participate in Collaborative Consumption, in: Journal of the Association for Information Science and Technology, Jg. 67 (2016), H. 9, S. 2047–2059, hier S. 2048 f.

[3] Vgl. Juliet B. Schor u. Conner J. Fitzmaurice, Collaborating and connecting: the emergence of the sharing economy, in: Lucia A. Reisch u. John Thøgersen (Hg.), Handbook of Research on Sustainable Consumption, Cheltenham 2015, S. 410–425, hier S. 415 f.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 3-2017 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2017