Demokratisierung der Demokratie? Radikaldemokratische Konfliktontologie in der Diskussion

Von Bastian Mokosch

Radikale Demokratie ist politische Theorie und Strategie zugleich. Unabhängig davon, welche theoretischen Prämissen den heterogenen radikaldemokratischen Positionen jeweils zugrunde liegen, lässt sich folgende formale Gemeinsamkeit herausstellen: Ihr Ziel ist die fortschreitende sowohl theoretische als auch praktische Problematisierung gesellschaftlicher Ungleichheiten, um diese kontinuierlich abzubauen sowie möglichst breite soziale und politische Teilhabe zu ermöglichen. Radikale Demokratie stellt somit die progressive Umgestaltung nicht nur bestehender demokratischer Gesellschaften in Aussicht, sondern zugleich noch die der elementarsten kollektiven Akteure, die innerhalb derselben an der Gestaltung politischer und sozialer Prozesse mitwirken. Ganz formal ließe sich dieses Ziel wohl auf das Schlagwort »Demokratisierung der Demokratie« reduzieren. Jedoch bleibt dieses formale Ziel derart abstrakt, dass sich fundamental widersprechende politische Theorien und Praxiszusammenhänge mit grundsätzlich divergierenden normativen Prämissen gleichermaßen darauf berufen können. Denn je nachdem, was als das elementare progressive Moment moderner Demokratien gegenüber ihren nichtdemokratischen Alternativen herausgestellt wird, ergibt sich ein je eigenständiges Bild, was »Demokratisierung der Demokratie« bedeuten kann.

Michael Hirschs (in Anschluss an Ingeborg Maus formulierter) »radikaldemokratischer Rechtsformalismus« etwa entwirft ein herrschaftskritisches und aufklärungsaffines Konzept radikaler Demokratie. […]

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 2-2019 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2019