Zeitenwende: Weckruf für Deutschland? There is no such thing as a free lunch.

Von Stefan Bayer

Die Bundesrepublik Deutschland hat nach der deutschen Wiedervereinigung und dem von Francis Fukuyama 1989 und 1992 beschriebenen »Ende der Geschichte« ihre liberal ausgerichtete Politik in erster Linie auf wirtschaftlichen Austausch mit dem »Rest der Welt« ausgerichtet: Freihandel, internationaler Güter- und Dienstleistungsaustausch, Freizügigkeit von Arbeitskräften und Kapital etc. waren die Grundlage für eine verstetigte Prosperität in Gesamtdeutschland. Einzelne Rückschläge, bedingt etwa durch die schrecklichen Terroranschläge auf das World Trade Center in New York 2001, durch die globale Finanzkrise 2008/2009 oder durch die Corona-Pandemie seit 2020, mussten zwar hingenommen werden; ein Nachdenken über eine globale Wettbewerbsordnung oder gar über die Notwendigkeit, sich in letzter Konsequenz auf Gewaltausübung zum Schutz unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung vorbereiten zu müssen, fand allerdings in deutlich zu geringem Ausmaß statt.

Deutschlands zwei zentrale Grundprinzipien in der Außen- und Sicherheitspolitik – das Aufrechterhalten einer regelbasierten Ordnung sowie eine wertegeleitete Politik – wurden und werden nicht nur im politischen Raum stets betont. Dass auch dazu notfalls Gewalt eingesetzt werden muss, wird
jedoch – vielleicht wegen des Glaubens an die Thesen von Fukuyama – weniger intensiv diskutiert. [...]

Seite ausdrucken

Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 1-2-2022 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2022