Wende zum Ende? Die Linke in der Krise

Von Julia Reuschenbach

Ein bunter Strauß von Zustandsbeschreibungen in Politikwissenschaft und Medien illustriert die gegenwärtige Situation der LINKEN. Die Partei befinde sich im »Irrgarten««[1], in einem »Ausnahmezustand ohne Ende«[2], gleiche gar einem »Trümmerhaufen«[3]. Diese kurze und unvollständige Auflistung verdeutlicht: Die Lage ist ernst. Und das – wie zu zeigen sein wird – nicht erst seit den verheerenden Verlusten bei den letzten Landtagswahlen und dem Wiedereinzug in den Bundestag bei der Bundestagswahl 2021 (der im Übrigen nur drei errungenen Direktmandaten zu verdanken ist). Dabei sollte man meinen, dass eine dezidiert linke Partei derzeit durchaus Gewinnerthemen für sich ausmachen könnte. Gravierend steigende Energiepreise, Wohnungsmangel, Inflation und eine enorm ungleiche Vermögensverteilung – all dies könnten Themen der LINKEN sein. Doch öffentliche Aufmerksamkeit erlangte die Partei in den vergangenen Monaten mehrheitlich durch interne Querelen, irrlichternde Auftritte exponierter Parteivertreter:innen sowie diffuse Positionierungen zu zentralen Fragen der politischen Agenda. [...]

[1] Thomas Falkner, DIE LINKE im Irrgarten, in: Knut Bergmann (Hg.), »Mehr Fortschritt wagen«? Parteien, Personen, Milieus und Modernisierung – Regieren in Zeiten der Ampelkoalition, Bielefeld 2022, S. 273–298, hier S. 273.
[2] Sarah Frühauf, Ausnahmezustand ohne Ende, in: tagesschau.de, 06.05.2022, tiny.one/indes221j1.
[3] Konrad Litschko, Ein Trümmerhaufen, in: die tageszeitung, 20.04.2022, tiny.one/indes221j2

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 1-2-2022 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2022