Strafvollzug und Sicherungsverwahrung Von der Individualisierung zur Resozialisierung - und wieder zurück

Von Christine Graebsch

Das Verhältnis zwischen Strafvollzug und Gesellschaft erscheint bei einem Blick in die Medien gespalten. Einsperrung und längere Strafen werden vehement gefordert, Sicherheit und Opferschutz sollen durch Gefängnisse gewährleistet werden. Dies vollzieht sich in einem politisch-publizistischen Verstärkerkreislauf, in dem der Rechtspopulismus stark vertreten ist. Indes wendet sich die Bevölkerung gegen Neubauten von Haftanstalten und Psychiatrien im Sinne von NIMBY-Protesten (»not in my backyard«): Einsperrung soll sein, aber bitte nicht hier. Eine ähnliche Diskrepanz zeigt sich in der extensiven Beschäftigung mit Kriminalitätsgeschichten im beliebten True-Crime-Genre bei gleichzeitigem Desinteresse an der Realität des Strafvollzugs. Dieses Muster findet sich im Übrigen auch in der juristischen Ausbildung, die in einer Vielzahl an Semestern strafrechtliche Tatbestände auf das Feinste filetiert, die Rechtsfolgen einer festgestellten Strafbarkeit aber systematisch ausblendet.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H.4-2023 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2024