Le parti, c’est moi Die französischen Parteien LREM und LFI zwischen Bottom-up-Anspruch und Top-down-Wirklichkeit

Von Simon Braun

In vielen europäischen Ländern haben in den vergangenen Jahren neugegründete Bewegungsparteien die politische Bühne betreten. Akteure wie das Movimento Cinque Stelle in Italien oder Podemos in Spanien grenzen sich bereits in ihrer Selbstbezeichnung als politische Bewegung von klassischen Parteien ab und treten mit dem Anspruch an, anders zu sein als diese.[1] In keinem Land haben solche Bewegungsparteien jedoch einen so durchschlagenden Erfolg gehabt wie in Frankreich. Begünstigt durch die notorische Instabilität des Parteiensystems sowie den traditionell hohen Personalisierungsgrad ist seit der Präsidentschaftswahl 2017 mit La République En Marche (LREM)[2] und La France Insoumise (LFI) zwei Parteien der Durchbruch gelungen, die von ihren Gründern Emmanuel Macron bzw. Jean-Luc Mélenchon erst wenige Monate zuvor aus der Taufe gehoben worden waren. Ungeachtet ihrer immensen ideologischen Unterschiede weisen LREM und LFI mit Blick auf ihre Organisationsstruktur und Funktionsweise zahlreiche Gemeinsamkeiten auf.

[1] Vgl. Uwe Jun, Soziale Bewegungen, Parteien und Bewegungsparteien, Neue Herausforderer im Parteienwettbewerb?, in: INDES, H. 3/2019, S. 83–91.
[2] Die Partei wurde im Vorfeld der Parlamentswahl 2022 in Renaissance umbenannt. Da der Schwerpunkt der Untersuchung auf dem Zeitraum von 2017 bis 2022 liegt, wird im Beitrag der alte Parteiname verwendet.

 

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H.  2-2023 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2023