Konnektiver Zynismus Wie grenzüberschreitender Humor in den sozialen Medien die Demokratie stabilisiert[1]

Von Fabian Schäfer

Wir leben in einem Zeitalter des Zynismus. Wir wissen, dass unsere Smartphones unter fragwürdigen Bedingungen in China hergestellt werden; wir steigen in Flugzeuge, obwohl wir uns im Klaren darüber sind, dass die Emissionen zur Klimaerwärmung beitragen; und wir nutzen täglich soziale Medien, ohne uns jemals die Nutzungsbedingungen durchgelesen zu haben. Peter Sloterdijk hat diese moderne zynische Haltung als „aufgeklärt falsches Bewusstsein“ bezeichnet, also als „modernisiertes unglückliches Bewusstsein, an dem Aufklärung zugleich erfolgreich und vergeblich gearbeitet hat“[2]. Der Religionsphilosoph Klaus Heinrich beschreibt Zynismus als das „Abschieben einer Erkenntnis um einer Selbstbehauptung willen“, als „Ausdruck einer stummen, wissenden Indifferenz“[3]. Zyniker:innen sind demnach Menschen, die sich über die Konsequenzen ihres Handelns im Klaren sind, aber dennoch weiterhin handeln, wie sie handeln – und zwar aus höchst eigennützigen Motiven.
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[1] Dieser Aufsatz basiert in Auszügen auf meiner gleichnamigen Monografie mit dem Titel Konnektiver Zynismus. Politik und Kultur im digitalen Zeitalter, Bielefeld 2023.
[2] Peter Sloterdijk, Kritik der zynischen Vernunft, Frankfurt a. M. 1983, S. 37.
[3] Klaus Heinrich, Parmenides und Jona. Vier Studien über das Verhältnis von Philosophie und Mythologie, Basel 1982, S. 147, 155.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H.  1-2023 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2023