Ein Name als Programm: Bond, James Bond Eine Rezeptur ohne Verfallsdatum?
Die James-Bond-Filmreihe gehört zu den erfolgreichsten seriellen Phänomenen der Filmgeschichte, begann im Jahre 1962 und zählt bisher 24 Filme. In diesem Jahr feiert der 25. Film der Reihe Premiere. Der Schöpfer der literarischen Figur James Bond, der englische Schriftsteller und Spion Ian Fleming, der zwischen 1953 und 1964 ein Dutzend Romane und neun Kurzgeschichten mit James Bond als Hauptfigur schrieb, konnte den Beginn der Filmserie noch miterleben, ihren langlebigen Erfolg jedoch sicherlich nur erahnen. Mit Werner Greve kann man behaupten, dass der Erfolg der Serie »tatsächlich […] noch größer ist, als Kritiker befürchten«[1]. Dementsprechend muss die Filmreihe also über Attraktionen für die ZuschauerInnen verfügen, die andere, weniger erfolgreiche Filmreihen nicht bieten können.
Facetten des Publikumserfolges
Umberto Eco nennt verschiedene Voraussetzungen, die ein Film haben muss, um Kult-Status zu erlangen. Eine Bedingung ist, dass ein Film dem Publikum eine »completely furnished world«[2] anbieten muss. Die James-Bond-Filme präsentieren uns eine Welt, die alles zu haben scheint, was das Publikum begehrt: interessante unterschiedliche Charaktere, heldenhafte männliche und glamouröse weibliche Figuren, abwechslungsreiche spektakuläre Schauplätze, spannende Abenteuer, Spionage und aufregende Verfolgungsjagden[3]. Ein wichtiger Aspekt dieser attraktiven fiktiven Welt ist, dass die Figuren eine Art (Ersatz-)Familie für Bond darstellen. Nicht von ungefähr sind zahlreiche Hauptfiguren von Kult-Büchern oder Filmserien Waisen – man denke nur an die Harry-Potter-Reihe –, so dass sie von vornherein auf eine Ersatzfamilie angewiesen sind. Bonds Chef oder Chefin »M« nimmt die Vater- oder Mutterrolle ein, während die attraktive Sekretärin Moneypenny zwischen Schwestern-, Cousinen- und Freundinnen-Status oszilliert. Der onkelhafte, oder neuerdings eher »neffenhafte«, Quartermaster »Q« stattet Bond mit einer raffinierten technischen Ausrüstung aus, die zuerst als übertrieben oder sogar lächerlich erscheint, dann aber (nicht wirklich) überraschenderweise in brenzligen Situationen immer passgenau zum rettenden Einsatz kommen kann.[...]
Anmerkungen
[1] Werner Greve, James Bond 007. Agent des Zeitgeistes, Göttingen 2012, S. 28.
[2] Umberto Eco, »Casablanca. Cult Movies and Intertextual Collage«, in: Ders., Travels in Hyperreality, Orlando, FL 1986, S. 197–212, Zitat S. 197.
[3] Paul Dickopf, Lebenslauf vom 23. November 1949, in: BArchN1265/11.
[4] Vgl. Stefani Brusberg-Kiermeier, »‘To sleep, perchance to dream – ay, there’s the rub’: Christopher Nolans Inception und seine Träumer«, in:. Angela Fabris u. Jörg Helbig (Hg.), Science-Fiction-Kultfilme, Marburg 2016, S. 223–240).
[5] Dieter Schenk, Die braunen Wurzeln des BKA, Frankfurt a. M. 2003, S. 84.
Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 4-2019 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2019