(Dis-)Kontinuitäten im Elementarbereich Wandel der frühen Kindheit in Ostdeutschland
Nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 haben die Menschen in den ostdeutschen Bundesländern einen umfassenden Transformationsprozess durchlebt.[1] Sie erfuhren einen radikalen gesellschaftlichen und ökonomischen Wandel, der nicht nur den Umbau des politischen und administrativen Steuerungssystems, sondern auch der Kindertagesbetreuung betraf. Damit kamen Menschen in den ostdeutschen Bundesländern erstmals mit struktureller Arbeitslosigkeit[2] und dem sozialen Problem Kinderarmut[3] sowie deren individuellen Folgen in Berührung. Eltern erlebten das Wegbrechen tradierter institutioneller Formen der Kindertagesbetreuung und außerschulischer Freizeitaktivitäten im Vorschulalter, das heißt Familien erfuhren grundlegend veränderte Gestaltungsbedingungen und Formen des Aufwachsens. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Konsequenzen die fundamentalen strukturellen Veränderungen, die durch politische Entscheidungen hervorgerufen und forciert wurden, für das Aufwachsen von Kindern im Vorschulalter hatten. Kann aufgrund dieser gesellschaftlichen und politischen Transformationen nach der Wende von einem Wandel des Musters früher Kindheit in Ostdeutschland gesprochen werden?
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[2] Vgl. Steffen Mau, Lütten Klein. Leben in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft, Berlin 2023.
[3] Vgl. Thomas Olk & Doris Rentzsch, Kinder in ostdeutschen Armutshaushalten – Ergebnisse der Halleschen Längsschnittstudie zur Sozialhilfe (HLS), in: Andreas Klocke & Klaus Hurrelmann (Hg.), Kinder und Jugendliche in Armut, Wiesbaden 2001, S. 93–119.
Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 3-4-2024 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2024