INDES H. 4-2015
Der Feind im Innern
Stalinistische Schauprozesse und Verschwörungsdenken
im Kalten Krieg
In kaum einem Bereich hat Verschwörungsdenken eine so spezifische öffentliche Aufmerksamkeit erhalten, eine derart gewollte didaktische Funktion besessen und war derart orchestriert wie in den kommunistischen Schauprozessen in der Hoch- und Spätphase des Stalinismus, so Ute Caumanns in ihrer Analyse kommunistischer Schauprozesse in Osteuropa. Dabei zeigt sie nicht nur, dass das öffentliche Verschwörungsdenken nicht allein mit der Person Stalins verbunden werden kann, sondern beschreibt eindringlich, wie Verschwörungsdenken als ideologisches Machtmittel und Bindeglied in einem performativen Akt der Aufdeckung, der Entlarvung vor den Augen der geladenen Beobachter instrumentalisiert worden ist und dabei bisweilen gar die Regisseure des Schauspiels zu überzeugen vermocht hat.
Schlagworte: Kommunismus, DDR, Osteuropa, Kalter Krieg