Michael Mayer

Dr. Michael Mayer, geb. 1974, ist zuständig für den Arbeitsbereich Zeitgeschichte an der Akademie für Politische Bildung, Tutzing; zudem ist er Lehrbeauftragter an der Universität der Bundeswehr München und Mitglied im Wissenschaftsrat des französischen Nationalarchivs. 2010 erschien sein Buch »Staaten als Täter. Ministerialbürokratie und ›Judenpolitik› in NS-Deutschland und Vichy-Frankreich«. Derzeit arbeitet er an einem Habilitationsprojekt zur »Demokratisierung der Demokratie in der Bundesrepublik, Großbritannien und den USA«, in dem er sich der Frage widmet, wie demokratisch eigentlich Demokratien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren und welchen kontinuierlichen Transformationsprozessen sie unterworfen sind.

Beiträge

  • INDES H. 4-2017

    Rechtsextreme Demokraten? Das Beispiel des Holocaust in Frankreich

    Französische Behörden beteiligten sich in unterschiedlicher Weise am Holocaust. Polizeibeamte führten Razzien durch, deportierten Juden in Sammellager und schon in den späten 1930er Jahren waren die französischen Grenzen für jüdische Einwanderer geschlossen worden. Eine wesentliche Ursache hierfür – den Widerspruch zwischen republikanischem System und menschenverachtender Kollaboration – sieht Michael Mayer in einer Gesellschaft, die entgegen ihrem demokratisch-liberalen Postulat keine homogene Wertegemeinschaft bildete und in der noch starke autoritäre, antisemitische Strömungen vorhanden waren, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg allmählich überwunden werden konnten. Anhand eines vertieften Blicks auf das Agieren von Repräsentanten des französischen Staats bei der Verfolgung von Juden in Frankreich nähert sich Michael Mayer nicht nur der Frage der aktiven Mittäterschaft am Holocaust, sondern versucht darüber hinaus Mechanismen aufzuzeigen, die Hinweise darauf liefern, dass Demokratien erstaunlich leicht in einer Weise deformiert werden können, dass brutale Menschenrechtsverletzungen möglich sind.

    Schlagworte: Holocaust, Kollaboration, Frankreich

    INDES-Ausgabe »Widerstand und Dissidenz«